Das schlaue Füchslein – Luzerner Theater 30.05.2021

Nach der Absage der Premiere im Dezember 2020 konnten nun nach der Wiederöffnung der Theater endlich die Vorstellungen von Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“ stattfinden – zwar nur mit 50 Zuschauern im Saal des Luzerner Theaters, aber voller Spielfreude und Wohlklang sowohl auf der Bühne, als auch aus dem Graben…

Leoš Janáčeks wunderbare Oper ist hundert Jahre alt, aber so aktuell und modern und zeitgemäss und immer wieder sehenswert, für mich eines der absoluten Lieblingswerke des slawischen Repertoires. „Das schlaue Füchslein“ ist mehr als eine simple Geschichte, es ist eine Parabel über den „Circle of Life“ mit vielen bezaubernden Momenten und herrlicher Musik. In Luzern war nun – wohl der Pandemie geschuldet – die Bearbeitung für Kammerorchester von JONATHAN DOVE zu hören, natürlich fehlen dabei die grossen elegischen Streichermomente, hat dafür aber die Qualität von unglaublicher musikalischer Transparenz und spannender Dichte. Der musikalische Leiter der Produktion CLEMENS HEIL holt das Beste aus seinem Orchester und liefert einen wunderbaren Janáček-Abend! Das Konzept der Regisseurin DEBORAH EPSTEIN zeigt keine romantische und verklärte Wald-Idylle, sondern ein buntes vielseitiges Leben mit den üblichen Problemen menschlicher Art, aber natürlich spricht sie auch das Thema Umweltschutz und Littering an, hierzu gibt es das etwas plakative Greta Thunberg-Zitat „Wie könnt ihr es wagen?“ und der Dachs (FLURIN CADUFF) hat ständig demonstrativ mit Plastikmüll zu kämpfen – das ist vielleicht etwas dick aufgetragen, aber so versteht es auch jeder Zuschauer im Saal und natürlich ist das nichts Neues, bereits in meiner ersten Produktion – seitdem ich das Werk liebe! – am Staatstheater Nürnberg 1987 (R: Heinz Lukas Kindermann/ML: Wolfgang Gabler) wurde die Umweltverschmutzung thematisiert, bietet sich bei diesem Stück natürlich auch an. Es gibt viele liebenswerte und detailreich gezeichnete (Tier)Figuren, etwa den köstlichen Hahn von DANIEL FOLTZ-MORRISON – im Look eines abgetakelten Sambatänzers mit hellem Mohair-Pulli der sich über seine stolz geschwellte Brust spannt oder die weissbärtige Eule von MIRIAM TIMME. Die Füchsin Schlaukopf ist hervorragend mit DANIELA SCHNÜRPEL besetzt, im Look eher links-alternativ angehaucht, provokant, voller Energie und kraftvoll bei Stimme, ihre Partnerin CHRISTINA DALETSKA als Fuchs ist ihr stimmlich leider nicht ebenbürtig und fällt dagegen etwas ab. Der Förster von CLAUDIO OTELLI wie gewohnt omnipräsent, zu Beginn leider etwas textunverständlich. Aufhorchen lässt VUYANI MLINDE als Harašta! Ingesamt eine tolle Ensemble-Leistung des Luzerner Hauses. Auf die Besetzung der Kinderstimmen wurde verzichtet, stattdessen ist der Nachwuchs in schönen Videoprojektionen von ELEONORA CAMIZZI präsent. NATASCHA VON STEIGER hat für die Produktion einen multifunktionalen Raum geschaffen, der das Stück verortet, aber dennoch genügend Raum für Assoziationen lässt, die Kostüme von SABINE BLICKENSTORFER sind modern, hätten aber etwas mehr Kreativität zeigen können. Grundsätzlich lohnt sich eine Reise ans Luzerner Theater immer – in den letzten Jahren gab es dort spannende Opernabende zu bestaunen, egal ob eine grossartige Heather Engebretson als „Salome“ oder die schräg-bunte Produktion von Ligetis „Le Grand Macabre“ (beides von Herbert Fritsch).

Letzte Opernerlebnisse:

„Intermezzo“ – Theater Basel 21.05.2021

„Les Contes d’Hoffmann“ – Premiere (livestream) Oper Zürich 11.04.2021

„Der Rosenkavalier“ – Bayerische Staatsoper München – Online-Premiere 21.03.2021

„Orphée et Euridice“ – Premiere (livestream) Oper Zürich 14.02.2021

„Il crepuscolo dei sogni (UA)“ – Teatro Massimo Palermo (livestream) 26.01.2021

„Un ballo in maschera“ – Oper Zürich (stream) 17.01.2021

„Simon Boccanegra“ – Premiere (livestream) Oper Zürich 06.12.2020

„Boris Godunow“ – Oper Zürich (stream) November 2020

„7 Deaths of Maria Callas“ – Bayerische Staatsoper München (livestream) 05.09.2020

„Operettengala Camilla Nylund & Piotr Beczala“ – Oper Zürich 12.07.2020

„Iphigénie en Tauride“ – Oper Zürich 16.02.2020

„Wozzeck“ – Oper Zürich 09.02.2020

„Salome“ – Luzerner Theater 17.01.2020

„Martha oder der Markt zu Richmond“ – Oper Frankfurt 31.12.2019

15 Kommentare

    1. arcimboldis_world

      Ich eben auch – ich liebe diese Musik und es war in Nürnberg damals vor vielen Jahren 1987 meine erste Produktion als Statist – so lange her und seitdem hatte ich immer wieder Freude an dieser Musik. Claudio Otelli kenne ich aus meiner Zeit am Staatstheater Kassel, er war damals in unserer Ring-Produktion mit Michael Leinert im „Siegfried“ der Wanderer/Wotan, seine Stimme ist immer noch prachtvoll und naja, laut…. 🙂 Herzlichen Gruss aus Zürich! A.

      Gefällt 2 Personen

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