Zum Ende dieser – gefühlt nicht existenten – Opernsaison 2019/2020 am Opernhaus Zürich also noch eine Operettengala – die letzten beiden Abende des kurzfristig anberaumten Festivals „Finale“ bestreiten CAMILLA NYLUND und PIOTR BECZALA…
Der Abend war bereits vor Corona geplant und hätte Anfang Juni stattfinden sollen und bietet ein sehr zuckrig-süsses Operettenprogramm, ein Best of Franz Lehár, Johann Strauss, Emmerich Kálmán und sogar eine Nummer von Robert Stolz („Du sollst der Kaiser meiner Seele“ aus „Der Favorit“). Die Philharmonia Zürich unter GMD FABIO LUISI spielt voller Freude und Schmiss (herrlich die schnelle Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johan Strauss im zweiten Teil des Abends). Luisi zaubert unvermutet herrliche walzerseelige Operettenklänge, das Programm hätte insgesamt etwas bunter sein dürfen, die zuckerig-pappsüsse Nummernauswahl ist irgendwann dann doch hart an der Grenze des Erträglichen, als gäbe es im Repertoire nichts anderes als Csárdás und Liebesqualen – Operette hat doch so viel mehr zu bieten…! Ein herausragender Piotr Beczala lässt das schnell vergessen, noch im Ohr seinen hervorragenden Bayreuther „Lohengrin“ 2018, ist man ganz hingerissen von seiner stimmlichen Präsenz im oft unterschätzten Operettenkarussel. Alleine schon wegen seines Auftaktes zum zweiten Teil des Abends mit „Freunde, das Leben ist lebenswert“ (aus „Giuditta“) lohnt sich dieser Vorstellungsbesuch. Beczala ist einer der wenigen Sänger, für dessen wundervolle Stimme man die abgedroschene Phrase des tenoralen Schmelzes endlich einmal benutzen kann, selten habe ich „Dein ist mein ganzes Herz“ (aus „Land des Lächelns“) oder „Gern hab ich die Frau’n geküsst“ (aus „Paganini“) so wundervoll gesungen gehört, kein Wunder ist nach jeder Nummer Beczalas das Publikum komplett aus dem Häuschen, die Nummern von Camilla Nylund bleiben dabei leider etwas auf der Strecke, für meinen Geschmack ist sie auch etwas unglaubwürdig als Gräfin Mariza, eher nimmt man ihr eine Hanna Glawari ab, am stärksten überzeugt sie mit dem wunderbar sanften „Warum hast Du mich wachgeküsst“ aus Lehárs „Friederike“. Grosser Abschluss des Abends dann mit „Mein Freund Vernunft / Wie eine Rosenknospe“ und als Zugabe – wie nicht anders zu erwarten – das wohl obligatorische „Lippen schweigen..“ aus Lehárs „Die lustige Witwe“. Das durch Corona zwangsläufig ausgedünnte Parkett ist aus dem Häuschen und man hat das Gefühl, an diesem Abend das Operetten-Traumpaar schlechthin gehört zu haben: Camilla Nylund und Piotr Beczala – Wunderbar!
Zuletzt besuchte Vorstellungen:
„Iphigénie en Tauride“ – Oper Zürich 16.02.2020
„Wozzeck“ – Oper Zürich 09.02.2020
„Salome“ – Luzerner Theater 17.01.2020
„Martha oder der Markt zu Richmond“ – Oper Frankfurt 31.12.2019
„Belshazzar“ – Oper Zürich 17.11.2019
„Cosi fan tutte“ – Oper Zürich 8.11.2019
„Die Sache Makropulos“ – Oper Zürich 6.10.2019
„La Traviata“ – Oper Zürich 29.09.2019
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