„Abschiedsfarben“ heisst der neue Band mit Erzählungen des bekannten deutschen Autors Bernhard Schlink – Viele Fragen, wenig Antworten. Das macht nichts. Denn „Abschiedsfarben“ bietet eine grosse Bandbreite an Geschichten, die vordergründig etwas plakativ erscheinen, die aber nachhaltig im Kopf des Lesers verhaftet bleiben…
Schlink, studierter Jurist und dem breiten Publikum – neben seinem Weltbestseller „Die Vorleserin“ – wohl am ehesten durch seine Krimireihe („Selbs Betrug“, „Selbs Justiz“, „Selbs Mord“) bekannt, erzählt von unterschiedlichsten Abschieden, in verschiedenen Farben und Färbungen. Die manchmal etwas wehmütige Rückschau ist unterhaltsam und bietet von allen menschlichen Gefühlsregungen etwas, ohne grossartig aufzuregen. Die neun Short-Stories sind aus dem Leben gegriffen und beleuchten die unterschiedlichsten Aspekte…
Über das Gelingen und Scheitern der Liebe, über Vertrauen und Verrat, über bedrohliche und bewältigte Erinnerungen und darüber, wie im falschen Leben oft das richtige liegt und im richtigen das falsche. Geschichten von Menschen in verschiedenen Lebensphasen und ihren Hoffnungen und Verstrickungen. »Liebe und mache, was du willst« ist kein Rezept für ein gutes Ende, aber eine Antwort, wenn andere Antworten versagen. (Diogenes Verlag)
So schön und manchmal irritierend die Geschichten sind, als Leser hat man das Gefühl, dass es sich um Rückschauen eines alten Mannes handelt, stellenweise mit eigenartigen, altmodischen Frauenbildern und einer gewissen Verklärung früherer Zeiten. Dennoch liest man flüssig darüber hinweg, immer mit einem leicht unguten Gefühl, an der persönlichen Aufarbeitung von Schlinks Leben teilzunehmen, es ist wie eine Aussöhnung mit der Vergangenheit, an der uns der Autor literarisch teilhaben lässt. Seine Themen kreisen häufig um Recht und Gerechtigkeit. Die Geschichten sind wunderbar unaufgeregt, stellenweise hart an der Grenze zum Kitsch, aber so ist das Leben nun einmal…
„Abschiedsfarben“ von Bernhard Schlink, 2020, Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-07137-5 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Diogenes Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
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