Mit „Der Präsident“ legt der österreichische Autor Clemens Berger einen sehr amüsanten Roman vor, der bereits während des Lesens Lust macht, sich etwas mehr mit der Ära Ronald Reagans zu beschäftigen. Eine sehr unterhaltsame und stellenweise sogar humorvolle Lektüre…
Es gab ihn tatsächlich – den Doppelgänger Ronald Reagans, der ursprünglich aus dem österreichischen Burgenland stammte und so ist Bergers Roman grossenteils nicht nur unterhaltsam, sondern auch in vielerlei HInsicht vielschichtig, weil stark biographisch mit einer interessanten Person des öffentlichen Lebens. Die Fiktion bleibt dennoch nicht auf der Strecke…
Jay Immer, Sohn burgenländischer Einwanderer, liebender Ehemann und rechtschaffener Polizist in Chicago, ist 55 Jahre alt, als der amerikanische Traum ihn ereilt. Er wird zum 40. Präsidenten der USA gewählt, genauer gesagt: zu dessen Doppelgänger. Fortan vertritt er Ronald Reagan überall dort, wo dieser nicht sein kann: bei Shopping-Mall-Eröffnungen und Burger-Wettessen, auf Partys und bei Fototerminen. Doch als Jay seine eigene Stimme entdeckt und sich für die Umweltbewegung engagiert, bekommt die Idylle einen Riss. Berührend, brandaktuell und voller tragikomischem Humor blickt Clemens Berger hinter die Kulissen der Macht und erzählt die unvergessliche Geschichte eines Mannes, der die Bühne der Weltpolitik betrat, um seiner Frau Lucy einen Swimmingpool zu schenken. (Residenz Verlag)
Die grosse Klimadiskussion mit den Schlagwörtern „Klimawandel“ und „CO2“-Ausstoss waren also schon ein Phänomen der Achtziger, das hat man als Leser nicht mehr so auf dem Zettel und wenn man dann ein wenig recherchiert, so stellt man fest, dass 1988 bereits eine Weltklima-Konferenz in Toronto stattfand, die das Thema Erderwärmung auf die internationale politische Agenda brachte. Alleine für die sehr gut recherchierten Backgroundstories lohnt es sich, diesen klug konstruierten Roman zu lesen, der Humor bleibt ebenfalls nicht auf der Strecke. So gibt es logischerweise weitere Doppelgänger wie Gorbatschow oder die Queen als Randerscheinungen und der leibhaftige Donald Trump taucht ebenfalls – als kleine Witzfigur – auf. Allerdings muss man auch gestehen, dass nach der Regierungszeit Reagans auf den letzten 100 Seiten die Geschichte ziemlich an Spannung verliert und man beginnt querzulesen, der Plot ist fertig erzählt und für meinen Geschmack zu sehr in die Länge gezogen, so dass man etwas ermüdet zum Schluss gelangt. Letztendlich aber ein empfehlenswerter Roman, die Begeisterung des Autors Clemens Berger für diese reale Person und dessen burgenländische Wurzeln sind permanent spürbar. Ein interessanter Plot, unterhaltsam erzählt…
„Der Präsident“ von Clemens Berger, 2020, Residenz Verlag, ISBN: 9783701717330 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Residenz Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
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