Der Debütroman von Madeline Miller „Das Lied des Achill“ wurde 2012 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet und erzählt die Geschichte von Achill und Patroklos – eine schwule Liebesgeschichte der griechischen Mythologie. Das ist ganz nett und unterhaltsam, ausserdem eine prima Möglichkeit seine Schulkenntnisse in griechischen Göttersagen und Mythen aufzufrischen…
Mehr ist es jedoch nicht. Als Leser ist man immer etwas hin- und hergerissen ob man das nun gut oder schlecht finden soll. Einerseits ist die Geschichte natürlich ein Pageturner, gleichzeitig aber wird ganz schön dick aufgetragen und der Roman schlittert immer leicht an der Grenze zur kitschigen Schmonzette.
Achill, Sohn der Meeresgöttin Thetis und des König Peleus, ist stark, anmutig und schön — niemand, dem er begegnet, kann seinem Zauber widerstehen. Patroklos ist ein unbeholfener junger Prinz, der nach einem schockierenden Akt der Gewalt aus seinem Heimatland verbannt wurde. Ein Zufall führt die beiden schon als Kinder zusammen, und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto enger wird das Band zwischen ihnen. Nach ihrer Ausbildung in der Kriegs- und Heilkunst durch den Zentauren Chiron erfahren sie vom Raub der Helena. Alle Helden Griechenlands sind aufgerufen, gegen die Spartaner in den Kampf zu ziehen, um die griechische Königin zurückzuerobern. Mit dem einzigen Ziel, ein ruhmreicher Krieger zu werden, zieht Achill in den Feldzug gegen Troja. Getrieben aus Sorge um seinen Freund, weicht Patroklos ihm nicht von der Seite. Noch ahnen beide nicht, dass das Schicksal ihre Liebe herausfordern und ihnen ein schreckliches Opfer abverlangen wird. (Eisele Verlag)
Zehn Jahre hat die Autorin an diesem Roman geschrieben. Wohltuend ist diese Verschlankung der Ilias, unglaubwürdig allerdings diese absolute Harmonie der Beiden, diese bedingungslose Liebe, kein Streit, keine Meinungsverschiedenheit, interessant die Erzählperspektive aus Patroklos Sicht. Und Achill wird als seltsam sanfter, jedoch zielstrebiger Kämpfer beschrieben, der „beste der Griechen“, liest man jedoch die Beschreibungen der Kampfhandlungen, so kann er das keinesfalls gewesen sein. Diesen Schmöker hat man dann auch relativ schnell fertig gelesen und ist dankbar für diese „ganz nette“ Zwischendurch-Unterhaltung und einen kleinen Auffrischungs-Crashkurs in Sachen griechische Götter und Mythen, noch dazu mit einer sehr schönen unaufdringlichen schwulen Liebesgeschichte. Es ist anzunehmen, dass der neue Roman der Autorin „Ich bin Circe“ ähnliches bietet, man muss sich jedoch fragen, ob man einen weiteren lauwarmen Mythologie-Aufguss haben möchte.
Einen schönen Textbeitrag zu diesem Roman gibt es auf dem tollen Blog LiveinderOper von der lieben „Mathilda in der Oper“!
„Das Lied des Achill“ von Madeline Miller, 2020 auf deutsch erschienen im Eisele Verlag, ISBN: 978-3-96161-082-2 (Werbung)
Zuletzt gelesen:
Eduard von Keyserling – Wellen
Tarjei Vesaas – Die Vögel
Nell Zink – Das Hohe Lied
Charles Lewinsky – Der Halbbart
Nina Gladitz – Leni Riefenstahl: Karriere einer Täterin
100 Jahre Highsmith & Dürrenmatt: 2 Biografien
Bernhard Schlink – Abschiedsfarben
Nana Kwame Adjei-Brenyah – Friday Black
Joachim B. Schmidt – Kalmann
Ann Petry – The Street
3 Kommentare