Nell Zink – Das Hohe Lied.

Kurzweilig, temporeich, stellenweise höchst amüsant und witzig, aber auch mit ein paar leisen Tönen porträtiert die amerikanische, in Deutschland lebende, Autorin Nell Zink in ihrem Generationenroman das heutige Amerika…

Der Roman „Das Hohe Lied“ liest sich locker flockig in einem Atemzug durch, das liegt wohl auch an der sehr coolen, manchmal fast schon saloppen Sprache – hat man sich erst einmal damit angefreundet macht das sehr viel Spass und Lesefreude und bietet zudem ein paar Erinnerungen an schöne und weniger schöne Zeiten der letzten Jahrzehnte. Inhaltlich durchgehechelt wird sehr viel, von 9/11 und George W. Bush, Barack Obama, bis hin zu Donald Trump, vom Silicon Valley und Start-ups bis hin zu religiösem Fanatismus oder Entwicklungshilfe in Afrika. Aber das ist eben Amerika!

Pam, Daniel und Joe sind die wahrscheinlich schlechteste Punk-Band auf der Lower East Side. Doch dann widerfahren ihnen zwei Wunder – eine Tochter für Pam und Daniel, eine überraschende Hit-Single für Joe. Zusammen kämpfen sich die drei durch die ausgehenden Neunziger, teilen sich ihre wachsenden Erfolge, arbeiten zusammen, um Joe zum Superstar zu machen und der kleinen Flora eine glückliche Kindheit zu bescheren. Doch am 11. September 2001 fällt der terroristische Angriff auf die Stadt mit einem vernichtenden persönlichen Verlust für das Trio zusammen. Danach wächst Flora in einer stark veränderten, zunehmend gespannten politischen Großwetterlage heran. Sie beginnt sich für Umweltthemen zu engagieren und die sich weitende Kluft zwischen der politischen Klasse und dem einfachen Bürger zu überbrücken. Doch als das junge Jahrhundert mit der Kandidatur von Donald Trump eine weitere neue Bedrohung erfährt, sieht sich ihre Familie gezwungen, längst verloren geglaubte Kräfte zu mobilisieren. (Rowohlt Verlag)

Sicherlich kann man sich über die literarischen Qualitäten von „Das Hohe Lied“ streiten (das kann man ja immer…), Lesevergnügen bietet dieser über 500 Seiten umfassende Roman dennoch. In kurzen salopp geschriebenen unzähligen Kapiteln taucht man ein in das Leben der Protagonist*innen und der schnell durchgeboxten Zeitgeschichte. Dreh- und Angelpunkt sind drei Generationen mit starken Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten (Ginger – Pam – Flora). Sicherlich nichts tierschürfendes, aber wenn man die Zeit seit den 80ern erlebt hat, werden manche Erinnerungen wach und als Leser*in hat man sofort viele Bilder dazu vor Augen. Für den Einstieg braucht man seltsamerweise etwas Geduld, sich darauf einzulassen, aber dann packt dieser Roman und zieht einen mitten hinein ins Geschehen – genau so soll es sein! Temporeich! Unterhaltsam! Sehr zu empfehlen!

„Das Hohe Lied“ von Nell Zink, 2020, Rowohlt Verlag, ISBN: 978-3-498-07671-9 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Rowohlt Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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