Kein Heimatroman, aber ein wichtiges Stück Schweizer Literaturgeschichte, spannend und aufwühlend erzählt – das ist „Via Mala“, der Roman, mit dem John Knittel 1934 über Nacht zu einem Star der damaligen weltweiten Literaturszene machte…
Auch heute erscheint dem Leser dieser doch sehr umfangreiche Roman stellenweise immer noch sehr modern und zeitnah. Fast könnte man meinen, dass sich seitdem nicht viel verändert hat. Die schwierigen Lebensumstände haben sich freilich verbessert, aber häusliche Gewalt ist – nach wie vor – ein grosses Thema. Ebenso natürlich die Seilschaften und Verbindungen, ohne denen vor allem im ländlichen Bereich nicht läuft.
Jonas Lauretz, Sägemüller an der Via Mala, wird von seiner Familie ermordet und verscharrt. Der Trunkenbold hatte Frau und Kinder lange Zeit auf unerträgliche Weise schikaniert. Das Verbrechen bleibt unaufgeklärt – bis eines Tages erneut Nachforschungen angestellt werden. (Fischer Verlag)
Der Roman lag seit vielen Jahren auf meinem Lesestapel, nachdem mich damals „El Hakim“ von Knittel sehr begeistert hat und ich noch etwas von ihm lesen wollte. Anlass nun „Via Mala“ zur Hand zu nehmen war unsere „Grand Tour of Switzerland“, die auch an der Via Mala Schlucht im Kanton Graubünden vorbeiführte, hier spielt dieser Roman. Man erfährt viel über die damalige Zeit und die Lebensverhältnisse unterschiedlichster Gesellschaftsschichten, und erhält einen guten Einblick über das Leben in abgeschiedenen Gebieten, ohne dass es jemals auch nur in die Nähe eines Heimatromans rückt. Die Sprache ist geschliffen, der Plot packend und man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Mich hat dieser Roman sehr begeistert und ich kann diesen Klassiker des 20. Jahrhunderts – was „Via Mala“ wohl ist – nur wärmstens empfehlen. Es gibt einige Verfilmungen (unter anderem mit Gerd Fröbe…), die Version mit Mario Adorf soll wohl sehr gut sein. Ich persönlich neige ja eher dazu, Verfilmungen von Romanen die mir sehr gut gefallen haben zu meiden – das kann nur enttäuschen…
„Via Mala“ von John Knittel, 2007, Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN: 978-3-596-14894-3 (unbezahlte Werbung)
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