Der Plot des ersten Romans „Waldinneres“ von Mónica Subietas klingt spannend, sehr ambitioniert und macht auf alle Fälle Lust, sich damit zu beschäftigen. Das grosse Thema der Restitution von Raubkunst aus der Zeit des Nationalsozialismus ist und bleibt sensibel und wird uns sicherlich auch noch lange beschäftigen und das nicht erst seit der Entdeckung der Sammlung Gurlitt…
Subietas behandelt in ihrem Roman das Thema auf mehreren Ebenen, wechselt gekonnt hin und her, hält den Leser „bei der Stange“, ohne allzu grosse Verwirrung zu stiften. Das titelgebende Gemälde „Waldinneres“ von Gustav Klimt stand bereits wegen seiner dunklen Vergangenheit im Rampenlicht und die Debatte um die Sammlung Leopold war wohl auch einer der Ideengeber zum Roman.
Eine Flucht vor den Nazis und ein Geheimnis, das bis in die Gegenwart reicht. Ein jüdischer Kunstsammler rettet sich mit Fluchthelfern vor den Nazis in die Schweiz, doch seine Spur verliert sich im Dickicht eines Waldes. Zurück bleibt nur sein Gehstock, darin eingerollt ein kleines Gemälde. Siebzig Jahre später betritt Gottfried Messmer das Foyer einer Bank in Zürich. Im Schließfach seines Vaters findet er einen echten Klimt. Wie kam sein Vater an dieses Bild? Und wo ist sein wahrer Besitzer? Gottfried muss sich einem Familiengeheimnis stellen, das weit in die Geschichte seines Landes zurückreicht. (S. Fischer Verlag)
Über einige der Protagonisten hätte man gerne etwas mehr erfahren, sie sind nicht uninteressant, bleiben aber teilweise sehr oberflächlich gezeichnet. Und manche Ereignisse und Begebenheiten der Handlung sind – für meinen Geschmack – zu vorhersehbar, stellenweise etwas an den Haaren herbeigezogen und ein bisschen viel Zufall. Ansonsten, wenn man sich für das Thema interessiert, ist „Waldinneres“ wirklich gute und unterhaltsam geschriebene Lektüre, die Geschichte der beiden untrennbar miteinander verwobenen Familien berührt. Subietas wurde in Spanien geboren, lebt aber seit 2008 in Zürich, hier ist auch die Handlung verortet.
„Waldinneres“ von Mónica Subietas, 2022, S. Fischer Verlag, ISBN: 978-3-10-397083-8 (Werbung)
Zuletzt gelesen:
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Hört sich spannend. War ja gerade in Wien und bin in die Bilder von Herrn Klimt getaucht. Danke für den Tipp.
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Naja, Klimt war ja nun mehrfach Bestandteil von Rückgabeforderungen…… – war leider schon länger nicht mehr in Wien, wird mal wieder Zeit. Herzlichst! A.
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Lieber Adrian. E guets Neus! Ich war heute wieder einmal in deinem Blog und habe auch dein Feedback zu „Waldesinneres“ gelesen. Ich habe mir erlaubt der Autorin (meine Schwägerin) den Link zu deinem Blog zuzustellen. Liebes Grüsse von Nebenan. Sven
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