Der bereits 1946 erschienene Roman „Der Hass der Liebenden“ ist die einzige gemeinsame Arbeit des argentinischen Schriftsteller-Ehepaares Silvina Ocampo (1903 – 1993) und Adolfo Bioy Casares (1914 – 1999) und für den Leser nicht wirklich greifbar, ein wenig irritierend und doch interessant zu lesen…
Das Werk kann man nicht wirklich einordnen, mit seinen eigenwilligen, teils verschrobenen Charakteren, könnte er auch von einem britischen Autoren stammen, eigentlich ist es ein klassischer Who-Dunnit mit allen Zutaten die es braucht, allerdings mit sehr schön ausgewähltem Setting – ein einsames Hotel an der stürmischen argentinischen Atlantikküste. Man kann sich förmlich vorstellen, wie der Sandsturm das Hotel umtost, während die Ermittlungen voranschreiten. Allerdings bleibt vieles auch rätselhaft und die Frage, wer denn nun eigentlich der Mörder ist, wird immer unwichtiger.
In einem abgelegenen Hotel an der argentinischen Atlantikküste versammelt sich eine illustre Gesellschaft, darunter ein drogensüchtiger Arzt, ein rätselhafter kleiner Junge und zwei Schwestern, die den gleichen Mann lieben. Ein Mord geschieht. Kurz darauf bricht ein Sandsturm los, der das Hotel von der Außenwelt abschneidet. Eine drückende Atmosphäre des Misstrauens und der Bedrohung breitet sich aus. In der dämmrigen, stickigen Enge sind Phantasie und Wirklichkeit kaum noch voneinander zu unterscheiden. Schließlich gipfeln die gegenseitigen Verdächtigungen in einer Verfolgungsjagd durch die windgepeitschten Dünen Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casares spielen geschickt mit den Erwartungen des Lesers: Immer wieder wird er gezwungen, seine Vermutungen zu revidieren. (Manesse Verlag)
Der Roman liest sich leicht nebenher, plätschert etwas vor sich hin. Ungewöhnlich sind die vielen Fussnoten zu literarischen Querverweisen und Zitaten. Das ist ganz nett und gibt dem Werk einen intellektuellsten Anstrich, ist für meinen Geschmack aber zu viel des Guten. Die Autor:innen erzählen von der Diskrepanz zwischen Schein und Sein und der zersetzenden Macht des Zweifels. Und obwohl der Roman bereits 1946 erschienen ist, wirkt er – liest man ihn heutzutage – sehr modern. Fazit: „Der Hass der Liebenden“ liest sich ganz nett, auch wenn der Roman mich letztendlich doch etwas unbefriedigt zurück lässt in seiner wohl gewollten Rätselhaftigkeit. Ich habe diesen Roman bereits vor sehr vielen Jahren gekauft, aber erst jetzt gelesen, so spontan, zwischendurch, eigentlich ist er mir zufälligerweise bei der Aktion „Platz schaffen in der heimischen Bibliothek“ wieder in die Hände gefallen…
„Der Hass der Liebenden“ von Silvina Ocampo & Adolfo Bioy Casares, 2010, ISBN 9783717522126 (Werbung)
Zuletzt gelesen:
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Also, du hast mich jetzt mächtig neugierig gemacht, und schön, wie das Buch dir einfach in den sprichwörtlichen Schoß beim Aufräumen gefallen ist 🙂 Viele Grüße und guten Start ins Wochenende!
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Ja, wirklich. Ich bin gerade dabei unsere Bibliothek aufzuräumen, neu zu sortieren und vor allem zu „entmisten“, ich behalte nur noch die Bücher, die eine persönliche Bedeutung für mich haben, die ich gerne nochmals Wiederlesen möchte (die Frage ist nur wann…? 🙂 – ich komme ja schon mit den Neuerscheinungen nicht hinterher…) und natürlich die, auf den endlosen turmhohen Stapeln der neuen Bücher liegen. Voll der Bücher-Lese-Stress….blöd. Habe schon über 100 Bücher ausgesetzt…..happy weekend nach Berlin! A.
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