Macbeth – Oper Zürich 29.03.2022

Verdis „Macbeth“ in der grossartigen BARRIE KOSKY – Inszenierung von 2016 ist immer wieder ein Erlebnis, der Wirbel im Vorfeld um Anna Netrebko hat sie umso mehr ins Bewusstsein gerückt. Nun also keine Gala mit Putins Vasallin als Lady Macbeth – ein musikalisches Fest war es dennoch und nach Bernsteins „A Quiet Place“ vor ein paar Tagen in Paris, das absolute Kontrastprogramm…

Das lag zum einen an den – wie ich fand – äusserst spannenden Klängen aus dem Graben – Maestro NICOLA LUISOTTI verweigerte sich den Dämonen, viel mehr griff er die nervösen Seiten des Stückes auf, führte seine Sänger:innen sicher durch die Akte, dafür gab es grossen und wohlverdienten Schluss-Applaus. Luisotti kennt seinen Verdi und das sieht man ihm auch an, es macht Spass ihm beim Dirigat zuzusehen (das ist nicht bei allen Dirigenten der Fall….), flotte Tempi sind zu hören, der Chor schleppt vor allem anfangs immer etwas hinterher – schade. Wäre die Inszenierung Koskys nicht so ausserordentlich spannend, möchte man bei den Solisten einfach nur die Augen schliessen und geniessen. GEORGE PETEANs atemloser Macbeth fesselt, schon erstaunlich, wie komplett anders er daher kommt, zuletzt habe ich Markus Brück in dieser Partie gesehen (den ich immer ganz toll finde) – als Lady Macbeth gab es VERONIKA DZHIOEVA zu sehen und zu erleben, einer Netrebko ebenbürtig (die sowieso immer überbewertet wird und sich einfach gut vermarktet – bisher, jetzt ja nicht mehr…), auch wenn man nicht so genau weiss, wie der Lady-Macbeth-Ersatz zu Putins Diktatur steht. Für mich ist Kunst immer auch politisch, aber wo zieht man die Linie? Schwierig. Anyway, zu Beginn mit „Vieni! T’affretta“ noch nicht wirklich freigesungen und etwas steiff, steigert sich Dzhioeva im Laufe des Abends, spätestens mit „Una macchia é qui tuttora“ dann im weissen Kleid und bereits jenseits von dieser Welt, zeigt sie all ihr Können, sängerisch und darstellerisch. Das ganze hervorragende Ensemble trägt dieses tiefenpsychologische Königs-Gemetzel, für mich immer wieder ein absolutes Highlight und grosse Freude ihn zu sehen und zu hören – BENJAMIN BERNHEIM (hier als Macduff), was für ein Stimme! Was für eine Präsenz, in all den Jahren seit ich ihn zum ersten mal in Zürich gesehen und gehört habe – eine tolle Karriere hat er hingelegt und was für eine Freude diesen herrlichen Tenor zu hören! Und einmal mehr ist man fasziniert von den Krähen: Dreh- und Angelpunkt der Inszenierung – entwickelt und gebaut von der Abteilung Theaterplastik des Opernhaus Zürich, auch ihnen gebührt ein wohlverdientes Bravi! Ach ja, und wen es interessiert – hier die Eindrücke meiner zuletzt besuchten Vorstellung dieser so sehenswerten Produktion, hier kann man auch etwas mehr zur tollen Inszenierung lesen: Macbeth – Oper Zürich 30.09.2018

Zuletzt besuchte Musiktheater-Vorstellungen:

A quiet place – Opéra National de Paris 24.03.2022

L’Olimpiade – Oper Zürich 16.03.2022

Die Mühle von Saint Pain – Theater Basel 06.03.2022

Dialogues des Carmélites – Oper Zürich 27.02.2022

Dialogues des Carmélites – Premiere Oper Zürich 13.02.2022

Cavalleria Rusticana/Pagliacci – Oper Zürich 26.01.2022

Don Giovanni – Oper Zürich 25.01.2022

Das Rheingold – Bühnen Bern 06.01.2022

„L’Auberge du Cheval blanc“ – Opéra de Lausanne 31.12.2021

„Anna Bolena“ Premiere – Oper Zürich 05.12.2021

13 Kommentare

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