Il Trovatore – Oper Zürich 06.10.2022

Vor einem Jahr hatte die Neuproduktion (eine Koproduktion mit dem Royal Opera House London) in der Regie von ADELE THOMAS Premiere, nun ist mit neuer Besetzung die Wiederaufnahme von Verdis „Il Trovatore“ am Opernhaus Zürich zu sehen…

ELENA MOSUC kehrt nach längerer Abwesenheit als Leonora zurück nach Zürich, ihre Stimme ist reifer geworden, man möchte fast sagen vielseitiger. Sie kostet jeden Moment aus und kann die ganze Bandbreite an Emotionen und differenziertem Gesang zeigen, neben (meist) wohlklingenden Spitzentönen sind es vor allem die lyrischen Momente, in denen sie überzeugt. An ihrer Seite ARTUR RUCIŃSKI als Graf Luna und STEFANO LA COLLA als Manrico. Bei La Colla muss man leider in der besuchten Vorstellung häufig feststellen, dass er mit grossen Intonationsproblemen zu kämpfen hat, sein Einsatz zum Gassenhauer „di quella pira“ kommt jedoch auf den Punkt und klingt famos, zudem hat seine Darstellung weitaus mehr Tiefe als der ewig oberflächliche Piotr Beczala, der im letzten Jahr die Premierenserie sang (und einfach langweilig ist). Rucińskis Luna hingegen klingt äusserst geschmeidig und bringt die wunderbaren Belcanto-Momente zum Leuchten. Den meisten Applaus erhält – zu Recht – YULIA MATOCHKINA als Azucena, viele grosse Momente sind das, ihre Erzählungen, Rückschauen, grossen Arien. Stimmlich beeindruckt sie am meisten, sowohl bei den doch auch vorhandenen intimen Momenten, aber natürlich bei den grossen und sehr emotionalen Fortissimos in ihren Arien und Ensembles. Wohltönend wie bereits in der Premierenserie 2021: ROBERT POMAKOV als Ferrando, was für eine schöne Bass-Stimme! Die Schwächen der Inszenierung von Adele Thomas kommen bei dieser Wiederaufnahme noch mehr zum Tragen, als sie bereits im letzten Jahr zu sehen waren, arrangierte Chorherren und Protagonist:innen auf den Stufen, dazwischen die wuselnden Tänzer oder Ausgeburten der Hölle oder was auch immer und der sich öffnende Schlund der Hölle, das Feuer, das am Schluss alle verzehrt. Eine Mischung aus Mysterienspiel, Slapstick, aber vor allem statuarische Rampensingerei. Am „Trovatore“ sind schon viele Regisseur:innen gescheitert und das kann man nicht ausschliesslich auf die krude Handlung schieben. Aus dem Graben tönt es wunderbar, PAOLO CARIGNANI und die PHILHARMONIA ZÜRICH klingen feurig, schmissig und kraftvoll, keine allzu breiten Tempi, Verdi nach meinem Geschmack. Die Vorstellung war nicht gerade brechend voll, bestand kein Interesse an dieser Wiederaufnahme oder spürt man bereits die neue Corona-Welle?

Meine Eindrücke zu einer Vorstellung der Premierenserie im Oktober 21 finden sich hier.

Zuletzt besuchte Musiktheater-Vorstellungen:

Die Walküre – Oper Zürich Premiere 18.09.2022

Tristan und Isolde – Oper Zürich 29.06.2022

Giovanna d’Arco – St. Galler Festspiele 25.06.2022

Lucia di Lammermoor – Oper Zürich 22.05.2022

Arabella – Oper Zürich 15.05.2022

The Rape of Lucretia – Luzerner Theater 13.05.2022

Girl with a pear earring – Oper Zürich 08.05.2022

Das Rheingold – Oper Zürich 03.05.2022

Rigoletto – Oper Zürich 18.04.2022

Macbeth – Oper Zürich 29.03.2022

A quiet place – Opéra National de Paris 24.03.2022

7 Kommentare

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