Bret Easton Ellis – The Shards.

Lange hat man darauf gewartet. Nun ist er endlich bei Kiepenheuer & Witsch erschienen – der neue Roman von Bret Easton Ellis: „The Shards“. Es ist ein grandioser Page-Turner…

In einem Atemzug liest man die 730 Seiten durch und was man von Ellis gewohnt ist und auch vom neuen Werk erwartet, bekommt man geliefert: Drogen, Sex, die Achtziger Jahre, Musik, Mode, verwöhnte Kids aus L.A. (die wochenlang alleine nur mit dem Personal in den teuren Villen leben, da die Eltern wochenlang auf Reisen sind, heute würde man das als Wohlstandsverwahrlosung bezeichnen…), teuere Autos, Namedropping ohne Ende und einen sehr spannenden und packenden Plot. Man kann nicht aufhören, fiebert Seite für Seite dem Ende entgegen und dann ist es plötzlich vorbei und die Anspannung löst sich.

Der siebzehnjährige Bret ist in der Oberstufe der exklusiven Buckley Prep School, als ein neuer Schüler auftaucht. Robert Mallory ist intelligent, gutaussehend und charismatisch und zieht Bret magisch an. Bret ist sich sicher, dass Robert ein düsteres Geheimnis hat, und kann dennoch nicht verhindern, dass Robert Teil seiner Freundesgruppe wird. Als der Trawler, ein Serienmörder, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt, immer näher an ihn und seine Clique heranrückt, gerät Bret zunehmend in eine Spirale aus Paranoia und Isolation. Doch wie zuverlässig ist Bret als Erzähler?  (Verlag Kiepenheuer & Witsch)

Natürlich – und das kennt man ja bereits von seinen früheren Werken – sind es auch seitenlange Ergüsse mit Nichtigkeiten, aber genau das spiegelt auch die Oberflächlichkeit der kalifornischen Schauplätze wieder und ist so typisch für dieses Jahrzehnt der Achtziger Jahre. Und wer sie kennt und erlebt hat, kann sich sehr gut an diesen Gefühl erinnern. Zudem macht „The Shards“ grosse Lust auf die vorhandene Spotify Playlist mit allen erwähnten Songs und alleine beim mehrmaligen Hören des grossen Hits von Ultravox „Vienna“ fühlt man sich sofort in diese Zeit zurückversetzt. Es ist kein Krimi, es ist kein Splatter, kein Psycho-Thriller oder gar eine US-amerikanische L.A. Highschool-Lovestory – es ist schlicht und ergreifend: ein typischer Bret Easton Ellis – Roman. Er ist bunt, sexuell aufgeladen, poppig, etwas trashig, super spannend, voll mit Zitaten, geiler Musik, er ist typisch amerikanisch und eine herrliche Analyse der Rich-Kids-Generation in L.A., voller Dekadenz und auch ein klein wenig billiger Schundroman – eben eine grandiose und äusserst unterhaltsame Mischung. „The Shards“ kann man lieben oder hassen, dazwischen gibt es fast nichts. Mir hat er wunderbar gefallen und ich habe grosse Lust verspürt, seinen Erstling „Unter Null“, der so häufig zitiert wird, nochmals zu lesen. Ist auch schon ein paar Jahre her…

„The Shards“ von Bret Easton Ellis, 2023, Verlag Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3-462-00482-3 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Verlag Kiepenheuer & Witsch sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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4 Kommentare

    1. arcimboldis_world

      Natürlich muss man Bret Easton Ellis mögen, mir hat es – wie Du ja wohl gelesen hast – einmal mehr sehr gut gefallen. Er hat halt seine Themen, aber ich finde ihn super unterhaltsam und „The Shards“ wirklich spannend. Dir ein schönes Wochenende und viele Grüsse nach Berlin, gehste zur Berlinale? Liebe Grüsse aus Zürich. A.

      Gefällt 1 Person

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