Krimi #7: Donna Leon.

Es ist kaum zu fassen, dass im Frühjahr 2021 bereits der dreissigste Band von Donna Leons Krimi-Reihe um den venezianischen Commissario Guido Brunetti erschienen ist…

Als 1993 im Diogenes Verlag (damals noch mit schwarzem Umschlag) der erste Kriminalfall „Venezianische Finale“ erschien, war das für den krimiliebenden Opernfreund natürlich ein gefundenes Fressen bzw. Lesefutter und eine Empfehlung der Buchhändlerin meines Vertrauens: Der deutsche Dirigent Wallauer am weltberühmten Opernhaus La Fenice wurde ermordet. Knapp 30 Jahre und ebenso viele Bände später ermittelt Brunetti immer noch – „Flüchtiges Begehren“ heisst der Titel des neuen Romans.

Samstagabend auf dem Campo Santa Margherita. Nach einem Drink lassen sich zwei Touristinnen von ein paar Einheimischen zu einer Spritztour in die Lagune verführen. In der Dunkelheit rammt das Boot einen Pfahl, und die Amerikanerinnen enden bewusstlos auf dem Steg des Ospedale. Warum alarmierten ihre Begleiter nicht die Notaufnahme, wenn alles nur ein Unfall war? Je hartnäckiger Brunetti ermittelt, desto näher kommt er einem Monstrum, vor dem sich selbst die Mafia fürchtet. (Diogenes Verlag)

Meine Donna-Leon-Leselust endete vor vielen Jahren, ist nun aber – wohl eher aus sentimentalen Gründen – zum Erscheinen des dreissigsten „Brunetti“ nochmals kurz aufgeflammt, so habe ich ihn zur Hand genommen und siehe da: Die Zeit ist stehen geblieben. Brunetti ist immer noch der gleiche langweilige Saubermann und ermittelt einmal mehr belanglos und weichgespült im neuesten der Donna Leon – „Hausfrauen-Krimis“. Brunetti ist offensichtlich alterslos, seine Frau ebenso, die Kinder wohnen offensichtlich immer noch zu Hause, Paola doziert immer noch an der Uni und kocht – wie es sich vom althergebrachten Rollenverständnis gehört – täglich italienisches Essen für die Familie. Brunetti sitzt derweil mit einem Glas Wein auf der Terrasse und wartet darauf, dass serviert wird (er könnte ja auch mal kochen!). Vice-Questore Patta ist immer noch der unsympathische Vorgesetzte, der seine Seilschaften pflegt und Signora Elettra begeistert den Commissario immer noch mit ihren modischen Vorlieben und gehackten Zugriffen zu offiziell unzugänglichen Informationen. Die Klischees haben sich nicht geändert, in Venedig ist die Zeit stehen geblieben, einzig die weibliche Kollegin Claudia kenne ich noch nicht, sie scheint neu zu sein bei dieser männerdominierten venezianischen Polizeiarbeit. Die Pandemie wird nur angedeutet, dabei wäre dies für die Autorin eine Chance gewesen, diese auch für Venedig aussergewöhnliche Zeit etwas zu dokumentieren Auch Leons Vorliebe für Barockmusik bleibt im aktuellen Band nicht verborgen. Und der neue Fall? Hm, naja. Zum Schluss zieht er etwas an, nachdem er lange Zeit vor sich hin dümpelt. Aber mehr soll hier natürlich nicht verraten werden.

„Flüchtiges Begehren“ von Donna Leon, 2021, Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-07120-7 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Diogenes Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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