Reginald Hill ist – neben Caroline Graham – einer meiner grossen englischen Krimi-Autoren-Heroes. Ganz in der Tradition von klassischen „who dunnit?“ Romanen ermittelt das Duo um Andrew Dalziel und Peter Pascoe in Yorkshire seit 1970 („A clubbable Woman“ – „Eine Gasse für den Tod“) und das mit einer gehörigen Portion an englischem Humor…
Leider sind viele Romane auf Deutsch (noch) nicht erschienen oder nicht in chronologischer Reihenfolge und teilweise nur noch antiquarisch erhältlich. Das ist schade, denn es lohnt sich sehr, diese Krimis neu oder wieder zu entdecken. Ich habe meine ersten „Dalziel & Pascoes“ in den 90er Jahren gelesen und bin derzeit dabei, sie nochmals für mich zu entdecken. Begonnen habe ich den Reread mit „Der Lüge schöner Schein“ („Ruling Passion“, 1973) in den Sommerferien 2018 („Paralleles Lesen„…) und erneut habe ich festgestellt, wie sehr mir die Schreibe und die Figuren von Reginald Hill gefallen. Allen voran natürlich der „Dicke“ – das Ekel – Andrew Dalziel, Superintendent und Chef von Peter Pascoe (samt seiner Frau Ellie). Wie ein Elefant marschiert Dalziel (sprich: diːˈɛl) durch die Stories und poltert und beleidigt mit flotten Sprüchen, aber der Erfolg gibt ihm immer Recht – mit seinem Chief Inspector Pascoe versteht er sich allerdings sehr gut, trotz häufiger kleiner Sticheleien (auch seitens Ellie Pascoe). Die beiden ergänzen sich hervorragend und sind ein eingespieltes Team, das sich gegenseitig achtet und respektiert. Die Fälle sind gut konstruiert und realistisch, typisch britisch, aber nicht ganz so schräg wie teilweise die Todes-Fälle in Caroline Grahams „Midsummer Murders“. Und auch der Humor, zumeist bei den äusserst sympathischen Beschreibungen des „Dicken“, kommt nicht zu kurz:
Er schenkte sich eine wohlabgemessene Menge Scotch ein und stellte das Glas auf den Nachttisch. Dann stieg er ins Bett, gehüllt in einen Schlafanzug, der sich von Muster und Grösse her als Bezug für drei oder vier Liegestühle geeignet hätte, setzte sich die Lesebrille behutsam auf die noch immer schmerzende Nase und nahm sein Buch zur Hand, Bulwer-Lyttons Letzte Tage von Pompeji. Er hatte sie aus dem Hotel mitgehen lassen, in dem er seine Flitterwochen verbracht hatte, und las mittlerweile bereits dreißig Jahre daran.
„Ein nasses Grab“ (An April shroud, 1975)
Es ist nicht zwangsläufig vonnöten, dass man die Krimis chronologisch liest, man kann jederzeit einsteigen. Bis auf die letzen 3 Romane hatte ich alle gelesen, erfreue mich aber gerade sehr daran, die ganze Serie von vorne bis hinten nochmals für mich wieder zu entdecken bzw. bin ich dann gespannt auf die letzten Erscheinungen von 2007 bis 2009, die mir noch unbekannt sind….
Die Krimis der „Dalziel & Pascoe“ Reihe:
„A clubbable Woman“ (Eine Gasse für den Tod, 1970) – „An advancement of learning“ (1971) – „Ruling passion“ (Der Lüge schöner Schein, 1973) – „An April shroud“ (Ein nasses Grab, 1975) – „A pink of snuff“ (Der Calliope-Club, 1978) – „Pascoes ghost and other brief chronicles of crime“ (Das Rio-Papier und andere Kriminalgeschichten, 1979) – „A killing kindness“ (Der Killer von Yorkshire, 1980) – „Deadheads“ (Welke Rosen muss man schneiden, 1983) – „Exit lines“ (1984) – „Childs play“ (Kein Kinderspiel, 1984) – „Under world“ (Unter Tage, 1988) – „One small stop“ (1990) – „Bones and silence“ (Mord auf Widerruf/Die dunkle Lady meint es ernst, 1990) – „Recalled to life“ (Ins Leben zurückgerufen, 1992) – „Pictures of perfection“ (Der Schrei des Eisvogels, 1994) – „The wood beyond“ (Der Wald des Vergessens, 1996) – „Asking for the moon – stories“ (1996) – „On Beula height“ (Das Dorf der verschwundenen Kinder, 1998) – „Arms and the women“ (Das Haus an der Klippe, 1999) – „Dialogues of the dead“ (Die Launen des Todes, 2002) – „Good morning midnight“ (Welch langen Weg die Toten gehen, 2004) – „For love nor money (Audiobuch zur TV-Serie, 2005) – „Secrets of the death“ (Audiobuch zur TV-Serie, 2005) – „The death of Dalziel/Death comes for the fat man“ (Der Tod und der Dicke, 2007) – „The last national serviceman when Dalziel met Pascoe – Stories“ (2007) – „A cure for all diseases/The price of the butchers meat“ (Der Tod heilt alle Wunden“, 2008) – „The midnight fugue“ (Die letzte Stunde naht, 2009)
Zudem gibt es von Reginald Hill noch die „Joe Sixsmith-Reihe“, die mir aber gänzlich unbekannt ist sowie Thriller, die er unter dem Pseudonym Patrick Ruel veröffentlicht hat. 1996 – 2007 wurde von der BBC die Serie „Dalziel and Pascoe“ produziert, insgesamt liefen 12 Staffeln mit 45 Episoden.
Reginald Hill ist leider 2012 im Alter von 75 Jahren an einem Gehirntumor verstorben.
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