Nun ist der langerwartete dritte Band um den norwegischen Anwalt Leo Vangen mit einem auch in der Schweiz brandheissem Thema erschienen: „Der böse Wolf von Østerdalen“…
Nach „Der Lärm der Fische beim Fliegen“ und „Schräge Vögel singen nicht“ war klar – hier gibt es einen Krimi-Autor, der nicht auf dem skandinavischen Noir-Mainstream mitschwimmt, sondern etwas Eigenes zu bieten hat. Beide Romane zeichnen sich durch aktuelle Themen, interessante Protagonisten, aber hauptsächlich durch guten schwarzen Humor und einer wohltuenden Leichtigkeit aus. Stellenweise tendieren die Roman sogar in Richtung Comedy, was ich als Leser eigentlich nicht mag, hier aber wohltuend erfrischend finde, da er nie seine Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit verliert. Und wen wundert es, ist der Autor doch bekannt für seine Comedy-Show und grosse Leidenschaft fürs Fliegenfischen…
In den entlegenen Wäldern von Østerdalen in Südnorwegen stirbt eine Frau, nachdem sie von einem Rudel Wölfe angegriffen wurde. Der Vorfall macht landesweit Schlagzeilen und gießt Öl ins Feuer der Wolfshasser, die unerbittlich ein Abschussrecht für Wölfe fordern. Die ortsansässige Gemeinschaft der Wolfsfreunde und Naturschützer will nicht akzeptieren, dass wirklich Wölfe hinter dem Tod der Frau stecken – doch sie scheinen auf verlorenem Posten zu kämpfen. Bis der verlotterte, aber engagierte Einsiedler Rino Gulliksen ihnen zur Hilfe kommt und den Feinden seiner geliebten Wölfe zeigt, wer im Wald das Sagen hat. Rino ist jedoch nicht dafür bekannt, vorsichtig zu agieren, und so macht sich Rinos Kumpel Leo Vangen auf den Weg in Richtung Østerdalen, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Doch der konfliktscheue, vom Leben gezeichnete Anwalt Leo kämpft mit seinen eigenen Dämonen und ist die denkbar schlechteste Person, um ein Blutbad zwischen Wölfen, Wolfshassern und Wolfsfreunden zu verhindern … (Limes Verlag)
Der Streit um zu schützende Wolfspopulationen ist anscheinend überall ein grosses und heiss diskutiertes Politikum und so entbrennt auch in Norwegen in den entlegensten Gegenden darüber ein Kampf zwischen Wolfshassern und den Schützern der Rudel, die gegen Abschussrechte kämpfen. Das ist an und für sich ein gutes Thema, wirkt jedoch in diesem dritten Band stellenweise etwas gummiartig, zäh und konstruiert, auch wenn Lenth wieder erfrischende Charaktere zum Leben erweckt und realitätsnah die Situation analysiert und beschreibt. „Der böse Wolf von “Østerdalen“ ist unterhaltsam und lesenswert. Dennoch fehlt der schwarze Humor und bissige Sarkasmus, den die ersten beiden Bände auszeichnen und so lesenswert machen. Leo Vangen ist – immer noch – eine interessante Person, der im Grunde genommen sich nicht um wahnsinnig spannende Fälle reisst, eher zufälligerweise hineinschlittert oder von seinem Umfeld hineingezogen wird und es bleibt die Aussicht, dass weitere interessante Bände folgen. Auch wenn „Der böse Wolf von Østerdalen“ mit den beiden Erstlingen nicht mithalten kann, hebt er sich wohltuend von der inflationären Krimischwemme ab und ist eine Leseempfehlung.
„Der böse Wolf von Østerdalen“, 2021, Limes Verlag, ISBN: 978-3-8090-2724-9 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Limes Verlag (Randomhouse) sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
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