Bereits im Sommer erschien der vierte Band der Kopenhagen-Krimis mit dem Ermittlerduo Annette Werner und Jeppe Kørner. Neben dem eigentlichen Fall behandelt „Das Nest“ auch das grosse Thema der Müllentsorgungs-Industrie…
Die beiden Ermittler:innen gehen ihrer Arbeit nach, haben Sorgen wie Du und Ich, sind ausnahmsweise also Durchschnittsbürger mit einem Polizei-Job und nicht wie häufig konstruierte einsame Psychos mit kaputten Existenzen. Das ist wohltuend, wenngleich die Autorin viele lästige Klischees bemüht und allzu oft in etwas abgedroschene Phrasen verfällt.
Es ist ein sonniger Tag im April, als der 15-jährige Oscar verschwindet. Zunächst denkt man, er sei von zu Hause abgehauen. Doch es gibt Anzeichen, die auf Schlimmeres hindeuten. Als die Leiche eines jungen Mannes in einer Müllverbrennungsanlage entdeckt wird, beginnen Anette Werner und Jeppe Kørner mit ihren Ermittlungen. Sie betreten unterirdische Gänge und verlassene Inseln und stoßen dabei auf einsame Seelen und befremdliche Familiengeheimnisse. (Diogenes Verlag)
„Das Nest“ ist Lesefutter, nicht mehr und nicht weniger. Eine relativ gut konstruierte Geschichte mit zunächst falsch gelegten Fährten und Wendungen, also handwerklich gut gestrickt und einzureihen in die Werke und permanenten Neuerscheinungen unzähliger weiterer Autor:innen aus Skandinavien. Diese Flut an neuen Krimis ist so inflationär, dass man schon fast keine Lust mehr darauf hat und lieber zu einem guten alten George Simenon greifen mag. Für Zwischendurch während einer längeren Reise oder im Berufsverkehr kann man „Das Nest“ jedoch getrost zum Zeitvertreib zur Hand nehmen. Allerdings muss man schon sagen, dass dies einmal mehr ein Krimi ist, der offensichtlich auf eine gute Verfilmbarkeit hin entstanden ist, als gäbe es nicht schon jeden Tag im TV den Bozen-Krimi, den Istanbul-Krimi, den Island-Krimi, den Stockholm-Krimi, den xyz-ich-weiss-nicht-wo-Krimi…..
„Das Nest“ von Katrine Engberg, 2021, Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-07173-3 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Diogenes Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
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