Darauf war man sehr gespannt – Lorenzo Viottis Debüt beim Tonhalle Orchester Zürich. Viotti ist quasi der Beau unter den Dirigenten, der sich auf seinem Instagram-Account auch gerne einmal mit nacktem Oberkörper zeigt (den er sehen lassen kann) und frischen Wind in den oftmals verstaubten Maestro-Zirkus bringt..
Sein erstes Konzert mit Solistin VERONIKA EBERLE war jedenfalls grossartig, prächtig, um nicht zu sagen fulminant und Viotti hat die Beifalls-Stürme am Ende sichtlich genossen, überhaupt ist er wohl jemand, der auch gerne im Rampenlicht steht, das Konzert begann er mit einer kleinen stichpunkthaltigen Einführung zu jedem Werk, damit auch die „Neulinge“ bei einem Erstbesuch wissen, was sie erwartet. Das Programm wurde geändert, etwas eingedampft und dauerte ohne Pause knapp eineinhalb Stunden – die hatten es aber in sich. Zum Auftakt gab es Korngolds Violinkonzert, eher selten in den Konzertsälen zu hören, da begegnet einem schon eher mal „Die tote Stadt“ in der Oper. Musikalisch sehr eingängig und natürlich einzureihen in seine grossen Filmkompositionen, eine wunderbare Lautmalerei mit wunderbaren Passagen der Solistin, von sanft und bezaubernd bis scharf, rauh und fast schon bissigen Klängen. In diesem Konzert mit vielen Zitaten aus seinen Filmen, kann eine Solistin wie Veronika Eberle zeigen, was sie kann – von sentimentalen und schmachtenden Ergüssen, bis hin zu rasanten Läufen die in ein rasantes Finale münden. Schade, gab es kein Encore von ihr. Ich kannte sie nicht, freue mich aber auf weitere Konzerte mit ihr!
Erich Wolfgang Korngold: Violinkonzert D-Dur op. 35 – Richard Strauss: Suite aus der Oper „Der Rosenkavalier“ op. 59 – Maurice Ravel: „La Valse“, poème choréographique pour orchestre
Als grosser Strauss-Fan für mich im Anschluss das Highlight dieses Konzertes – die Suite aus der Oper „Der Rosenkavalier“, von Viotti mit einer selten gehörten Schroffheit dirigiert, fernab von der oft so üblichen schokoladig-schmelzenden Walzerseligkeit. Toll war das! Hier kommt die tolle Akustik der renovierten Tonhalle zur Geltung, kein Einheitsbrei, sondern trotz der immensen Dynamik immer fein differenziert die einzelnen Stimmen und Orchestergruppen zu hören. Was für ein Genuss! Die Rosenüberreichung ohne den üblichen grossen Pathos, der Lerchenauer Walzer mit Schmiss und dennoch beim Schluss („Ist ein Traum…“) das nötige Herz-Schmerz-Gefühl. Wunderbar: Konzertmeister ANDREAS JANKE mit seinem Solo. Da möchte man von Viotti doch am liebsten gleich einen kompletten „Rosenkavalier“ hören. Zum Abschluss dann noch ein Standard-Werk des Konzert-Repertoires: Ravels „La Valse“, so oft schon in diversen Konzertenprogrammen gehört, immer wieder schön und auch hier ein würdiger Abschluss für das Debüt von Lorenzo Viotti. Dazu das wohlklingende TONHALLE ORCHESTER. Was will man mehr an einem Mittwochabend? Super Konzert!
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