Zum Saisonabschluss noch der grosse Knaller – Orffs „Carmina Burana“. Bombastmusik für Jedermann. Ursprünglich als open-air-Konzert in Zürichs Innenstadt geplant, nun aus „akustischen“ Gründen dreimalig in der Tonhalle zu hören….
Zumindest den grossen Auftakt „O Fortuna“ kennt wohl jedes Kind, wenn nicht aus dem Konzertsaal, dann doch aus diversen Filmen, von Grossveranstaltungen oder der Werbung. Orffs bekanntestes Werk ist wohl eine der meistgespielten Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Nach der Uraufführung schrieb Carl Orff an seinen Verleger Schott „Alles, was ich bisher geschrieben und was Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen! Mit Carmina Burana beginnen meine gesammelten Werke“. Sicherlich hat die „Carmina Burana“ wohl seinen Weltruf begründet, aber auch wenn sein Schulwerk und seine Opern nicht häufig zu hören und zu sehen sind, so nehmen sie doch einen ganz speziellen Platz in der Musikgeschichte ein. Nun also PAAVO JÄRVI mit dem Tonhalle Orchester in riesiger Besetzung samt Zürcher Sing-Akademie und den Zürcher Sängerknaben. Gleich vorneweg – der Chor war grandios, der Wechsel zur Saison 2017/2018 mit FLORIAN HELGATH als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter hat den Chor ziemlich vorangebracht und so ist er mittlerweile auf sehr hohem Niveau. Das gleich gilt für die ZÜRCHER SÄNGERKNABEN (Einstudierung:: KONRAD VON AARBURG/ALPHONS VON AARBURG), vor allem zusammen mit der kurzfristigen Einspringerin CRESSIDA SHARP (für die erkrankte Alina Wunderlin) tönen die Knabensoprane glockenhell und zart, die ganze Chorbesetzung insgesamt erstaunlich textverständlich – Bravi! RUSSEL BRAUNs Bariton zeigt eine immense Bandbreite von saftweichem Timbre bis hin zum energischen Ausdruck in den acapella-Sequenzen. Etwas undankbar in diesem Werk ist sicherlich die Tenorpartie, hier prächtig besetzt mit dem wunderbaren Countertenor MAX EMANUEL CENCIC (immer noch sehr gut in Erinnerung als Glucks Orfeo an der Staatsoper unter den Linden in Berlin). Järvi setzt nicht auf den zu erwartenden Bombast, lässt sich Zeit, die vielen ruhigen Momente auszukosten, erst in den letzten Sequenzen hat man das Gefühl, dass er das Tempo anzieht und dem Finale entgegenstrebt. Der Einspringerin Cressida Sharp (von der Zürcher Sing-Akademie) ist ihre Nervosität anzusehen und fast leidet man ein wenig mit ihr, zu hören ist sie nicht – sicher und bravourös meistert sie die finalen Hürden. Insgesamt gesehen hat man den Eindruck eines – an diesem Abend zumindest – eher uninspirierten Konzerts, das kann am kurzfristigen Einspringen der Sopranistin, am diesmal ziemlich unaufmerksamen Publikum oder auch einfach an der Hitze liegen, am Gewitter, das schon vor dem Konzert in der Luft lag und sich nach dem Konzert entladen konnte. Vielleicht lag es aber auch an mir, nach einem anstrengenden und arbeitsreichen Hitzetag. Anyway, es war an der Zeit, dieses Werk endlich einmal wieder live zu hören, mein letzte „Carmina Burana“ liegt doch schon 32 Jahre zurück – huh! – wird sie vielleicht doch nicht so häufig gespielt? Die Konzerte in der Tonhalle Zürich werden aufgezeichnet und als CD veröffentlicht. Ausserdem gibt es die Chance, das Konzert nochmals im Livestream am 25. Juli 2022 entspannt von zu Hause mit einem schönen kühlen Gin Tonic zu geniessen. Stimmt nicht – da bin ich in Verdis „Giovanna d’Arco“ in St. Gallen. Also: Ende der Konzert-Saison 2021/2022.
Zuletzt besuchte Konzerte:
Järvi/Gerstein: Gershwin/Bernstein/Hindemith – Tonhalle Zürich 17.06.2022
Hruša: Lutoslawski – Tonhalle Zürich 19.05.2022
Viotti/Eberle: Korngold/Strauss/Ravel – Tonhalle Zürich 27.04.2022
Matthäus-Passion: Collegium Vocale Gent/Herreweghe – Tonhalle Zürich 16.04.2022
John Adams dirigiert John Adams – Tonhalle Zürich 17.03.2022
Trevino: Adams/Elgar – Tonhalle Zürich 14.01.2022
Storgårds/Gabetta – Weber/Elgar/Brahms – Tonhalle Zürich 07.01.2022
Janowski/Müller: Strauss/Wagner – Tonhalle Zürich 09.12.2021
Bartoli/Fagioli/Capuano – Tonhalle Zürich 22.11.2021
Järvi/Schmitt: Dubugnon/Connesson/Saint-Saëns – Tonhalle Zürich 24.09.2021
Je suis fan de Carmina Burana
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Moi aussi. Et tellement intemporel. On peut l’écouter de temps en temps. Salutations de Zurich! A.
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Great music!
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Indeed! Bombastic! Greetings from Zurich! A.
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👍😊
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Mein letztes Carmina Burana liegt nicht 32 Jahre, aber auch etwa 25 Jahre zurück. Ich erlebte es an einem Sommerabend vor dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal. Grandiose Musik vor spektakulärer Kulisse.
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Hahaha, beruhigt mich ja, dass ich nicht der Einzige bin, der schon so weit zurückblicken kann…. Ja, Carmina Burana – immer wieder beindruckend, manchmal höre ich einzelne Abschnitte, so vielseitig diese Musik. Orff finde ich sowieso ganz toll. Herzlichst aus Zürich. A.
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Auch mein letztes Carmina Burana live liegt schon einen Moment zurück (mindestens 30 Jahre), aber die CD (The London Philharmonic, Zubin Mehta) lege ich doch ab und zu auf!
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