Fast müsste man von überirdischer Schönheit sprechen, will man Bachs Matthäus-Passion unter PHILIPPE HERREWEGHE und seinem COLLEGIUM VOCALE GENT in der Tonhalle Zürich am Karsamstag beschreiben…
Der voll besetzte Saal lauscht den über 3 Stunden Konzertdauer gebannt in einer fast schon feierlichen Stimmung. Bachs Passionen nach den Evangelisten Johannes und Matthäus gehören quasi zum musikalischen Welterbe und wenn man sich ein klein wenig damit beschäftigt, so stellt man fest, dass diese komplexen Werke viel mehr beinhalten als „nur“ ihre Musik, vor allem eben auch die Zahlenkomplexität im Aufbau und in der Struktur. Auch als nicht-gläubiger Mensch, kann man aus ihnen und ihrer Botschaft Kraft schöpfen, denn in ihnen triumphiert nicht die Schwere des Schmerzes, sondern die Gewissheit der Erlösung, was auch jeder für sich darin sehen mag. PHILIPPE HERREWEGHE ist einer der Spezialisten für Bachs Musik in historischer Aufführungspraxis, er hat beide Passionen mehr als hundertmal dirigiert, auch schon in Zürich. 1727, also vor bald 300 Jahren, uraufgeführt, klingt die Matthäus-Passion immer noch frisch und modern und betört mit vielen berührenden Momenten, wie etwa dem immer wieder zitierten Choral von Paul Gerhardt „O Haupt voll Blut und Wunden“. Herreweghe, immer wieder sein Pult verlassend, bildet mit dem von ihm gegründeten Collegium Vocale Gent eine Einheit, setzt – und das bietet sich natürlich an – eine Vielzahl dramaturgischer Akzente und eine selten gehörte Klangreinheit mit absoluter Textverständlichkeit, die ein Mitlesen des Textes unnötig macht. Das gibt dem Konzert einen ganz speziellen Touch, man kann sich ganz und mit geschlossenen Augen der Musik, dem Text hingeben. Und es gibt eine Vielzahl an berückend schönen Passagen, wie etwa die Arie „Erbarme Dich“ des Altus TIM MEAD. Die sehr starke Besetzung trägt zu diesem österlichen Konzertereignis bei – allen voran REINOUD VAN MECHELEN als Evangelist, der mit seiner ganz besonderen Stimme voller Strahlkraft in diesem speziellen Stimmfach für einige sehr starke Momente sorgt, so dass man sich der Sogwirkung des Werkes nicht entziehen kann.
Evangelist: Reinoud von Mechelen – Jesus: Konstantin Krimmel – Sopran: Dorothee Mields, Grace Davidson – Alt: Tim Mead, James Hall – Tenor: Samuel Boden, Guy Cutting – Bass: Johannes Kammler (für den erkrankten Peter Kooij), Tobias Berndt – Petrus/Pontifex I: Johannes Kammler – Pilatus/Pontifex II: Philipp Kaven – Judas: Tobias Berndt – Uxor Pilati/Ancilla I: Chiyuki Okamura – Ancilla II: Magdalena Podkościelna – Testis I: James Hall – Testis II: Guy Cutting
Es ist schwierig, jeden Solisten einzeln zu würdigen. Das Konzert in seiner Gesamtheit ist schlichtweg ergreifend und ein grossartiges Erlebnis, auch für jemanden wie mich, der sich eher in weltlichen musikalischen Sphären bewegt und mit Kirchenmusik und Religion nicht so viel anfangen kann und will. Nach gut 3 Stunden dann wohlverdiente und langanhaltende Ovationen für alle Beteiligten dieser Matthäus-Passion und abschliessender musikalischer Grablegung. Die Auferstehung in dieser Osternacht gibt es für uns dann quasi nebenan im „Lux“ mit einem wunderbaren Late Evening Dinner…
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Cette version me transporte hors du temps et peu importe la periode de l’année j’aime la réécouter..
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Merci! Bonne Weekend et Salutations de Zürich! A.
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Danke für die Schilderung dieses musikalischen Oster-Erlebnisses.
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Ach, es war einfach herrlich! Herzlichst aus Zürich! A.
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