Endlich einmal die Möglichkeit, den argentinischen Altus FRANCO FAGIOLI in Zürich erleben zu dürfen! Gemeinsam mit CECILIA BARTOLI, für die es sowieso ein Heimspiel ist, und LES MUSICIENS DU PRINCE-MONACO unter der Leitung von GIANLUCA CAPUANO konnte man in der Tonhalle Zürich einen Abend mit geistlicher Musik auf absolut hohem Niveau erleben…
Als erstes muss man feststellen, dass der Altersdurchschnitt bei der Hochuli-Konzertreihe wohl nochmals gut 10 Jahre älter ist, als das sonst übliche Publikum der Tonhalle. Oder lag es am Programm? Als Abschluss eines grauen und tristen Novembertages war es jedenfalls absolut passend.
Antonio Vivaldi „Nisi Dominus“ RV 608 – Antonio Vivaldi „Domine Deus“ aus Gloria RV 589 – Georg Friedrich Händel „What Passion cannot music raise and quell“ aus „Ode for St. Cecilia’s Day“ HWV7 76 – Alessandro Marcello „Konzert d-Moll für Oboe und Streicher“ WVZ 799 – Giovanni Battista Pergolesi „Stabat Mater“
Herzstück des Konzerts war sicherlich Pergolesis „Stabat Mater“, kurz vor seinem Tod 1736 vollendet und ein wahres Prunkstück geistlicher Barockmusik der italienischen Schule. Kummer und Dramatik, Frömmigkeit und Klage und stellenweise bis an die Schwülstigkeit gehender Schöngesang wäre normalerweise zu erwarten, nicht aber bei der Besetzung mit Bartoli und Fagioli. Obwohl beide Stimmen hervorragend miteinander funktionieren, bleibt dennoch genug Spielraum für jeden der beiden Sänger:innen seine eigene Interpretation zu zeigen und so sind es die Brüche von Fagioli, die diesen Abend so interessant machen – zum einen sind da diese wundervoll perlenden Koloraturen, zum anderen dann eben doch diese Farbe einer Männerstimme. Und egal wo man in der neu renovierten Tonhalle sitzt – die Akustik ist an (fast) jedem Platz wirklich ausserordentlich gut. Über die Bartoli muss man gar nicht viel sagen, immer noch mit sehr schöner (wenn auch nicht grosser) Stimme und natürlich ist ihrer Initiative diese Tour zu verdanken, umtriebig ist und war sie schon immer, sei es auf der Bühne, im Konzertsaal oder immer wieder mit neuen Entdeckungen und entsprechenden Konzeptalben. Das Konzert eröffnete jedoch Fagioli mit der neunteiligen Vertonung des 126. Psalms von Antonio Vivaldi, gefolgt von seinem „Gloria“ (Bartoli) und der bezaubernden Arie „What Passion cannot music raise and quell“ von Händel, in der die versöhnliche Macht der Musik gefeiert wird. Ohne Pause dann ein kurzes Oboenkonzert von Alessandro Marcello (Oboe: PIER LUIGI FABRETTI), welches wohl als das erste Solo-Oboenkonzert für dieses Instrument gilt, bevor den Abschluss dann Pergolesis „Stabat Mater“ bildete. Ein wunderbares, fast schon vorweihnachtlich anmutendes Konzert, irgendwie zwar barock-einlullend, aber dennoch musikalisch spannend, auch wenn in meiner Sitznähe mehrere Personen sich für ein kleines Nickerchen entschieden haben..
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