Es ist das Nachfolge-Festival der „Tage für Neue Musik“ und noch bis 2023 in der Pilotphase – das „Sonic Matter Festival“ in Zürich, dieses Jahr unter dem Motto „RISE“ und einem Eröffnungskonzert in der Aktionshalle der Roten Fabrik mit Musik von Iannis Xenakis und einer Uraufführung von Laure M. Hiendl…
In mehr als 20 Veranstaltungen nimmt das Festival die Besucher:innen mit in einen Kosmos aus persönlichen Geschichten und gemeinsamen Erzählungen von Herkunft, Identität, Grenzüberschreitungen und Widerstand. Und so ist es absolut treffend an den Beginn des Eröffnungskonzertes ein Werk von IANNIS XENAKIS zu stellen, der im griechischen Widerstand gegen die Nazi-Okkupation stand, der aber auch für Grenzüberschreitungen, Genreüberschreitungen steht, als Architekt begann, dann aber bei Olivier Messiaen Kompositionskurse belegte und von diesem ermuntert wurde, seine wissenschaftlichen Kenntnisse in die Musik einzubringen. Mit seinem Werk «Φλέγρα / Phlegra» von 1975 bildet er in diesem Konzert einen starken Gegenpol zur nachfolgenden Uraufführung von Hiendl. Um die Kompositionen von Xenakis zu verstehen, muss man sich doch sehr in das Thema der avantgardistischen Musik einlesen und sich mit seinen Vorgaben an die Musiker beschäftigen, sehr klar, strukturiert und doch ein breites Spektrum an Rhythmik, lyrischen Momenten und kraftvollen Formen.
Iannis Xenakis: «Φλέγρα / Phlegra» (1975) für elf Instrumente – Laure M. Hiendl: «‹Seht meine Wunden und an meinen Beinen, die Narben meiner Wunden› (denn wir sind lange gewandert)» (2022) für grosses Ensemble (Uraufführung)
Auf die 60 Minuten dauernde Uraufführung von Hiendls Werk muss man sich einlassen und Ruhe finden, dann aber lohnt sich die Zeit. In grosser Besetzung musiziert das COLLEGIUM NOVUM ZÜRICH unter GREGORY CHARETTE und bildet einen vermeintlich gleichförmig wabernden Klangteppich, der sofort an Philip Glass denken lässt. Gibt man sich dieser Musik hin, so findet man eine Ruhe, die einen in der Dunkelheit des Konzertsaales umschliesst, beruhigt und mit auf diese musikalische Reise nimmt. Schön ist das, vor allem die fast zärtlichen Sequenzen von Klavier, Schlagwerk und Harfe. Nächstes Konzert im Rahmen des Sonic Matter Festivals: Peter Ruzicka dirigiert in der Tonhalle Zürich: Ruzicka und Enescu…
Zuletzt besuchte Konzerte:
Järvi/Buchbinder: Pärt/Beethoven/Bruckner – Tonhalle Zürich 27.10.2022
Järvi/Hahn: Nielsen/Sibelius/Prokoview – Tonhalle Zürich 22.09.2022
Järvi/Pahud: Hosokawa/Bruckner – Tonhalle Zürich 16.08.2022
Lucerne Festival: Harding/Zimmermann – Schnittke/Bruckner – KKL 01.09.2022
Lucerne Festival: Fischer/Nylund/Vogt/Grossböck: Wagner – KKL 23.08.2022
Järvi/Gerstein: Gershwin/Bernstein/Hindemith – Tonhalle Zürich 17.06.2022
Hruša: Lutoslawski – Tonhalle Zürich
Viotti/Eberle: Korngold/Strauss/Ravel – Tonhalle Zürich 27.04.2022
Matthäus-Passion: Collegium Vocale Gent/Herreweghe – Tonhalle Zürich 16.04.2022
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