Was für ein tolles Ereignis in der Tonhalle Zürich – einer der bedeutendsten amerikanischen Komponisten dirigiert drei seiner eigenen Werke – ein Konzert, dass man erlebt haben muss!
John Adams (Jahrgang 1947) steht in der Saison 2021/2022 im Fokus des Tonhalle Orchesters Zürich, nebst Konzerten mit seinen Werken unter anderem mit Paavo Järvi oder Robert Trevino (am 14.01.2022) steht er nun selbst am Pult in der Zürcher Tonhalle – zu erleben ist ein grandioses Programm seiner opulenten Orchesterwerke. Adams greift mit seiner Musik immer wieder aktuelle und zeithistorische Momente auf (u.a. auch mit den Opern „Death of Klinghoffer“ oder „Nixon in China“), eines seiner Markenzeichen ist sicherlich die immer unverkennbare rhythmische Energie in seinen Werken. Selten sieht man eine derart grosse Orchesterbesetzung, vor allem über den umfangreichen Schlagwerk-Aufbau staunt man bereits vor dem Konzert, während des Konzerts erlebt man dann (je nach Platzwahl) live ein vielgeschäftiges Gewusel in den hinteren Reihen des Orchesters. Das Konzert beginnt mit den klopfenden Tönen auf den Woodblock, es ist der Beginn von „Short Ride in a Fast Machine“, einer ca. 4 Minuten dauernden Fanfare für Grosses Orchester. Was für ein Auftakt! Kurzer Umbau, bevor es mit dem Tonhalle-Debüt des isländischen Pianisten VÍKINGUR ÓLAFSSON und dem fulminanten Klavierkonzert „Must the Devil Have All the Good Tunes?“ weitergeht, bei dem gemäss Aussage von Adams, der Titel zuerst da war und er dazu das Stück schrieb. Vor allem die voranpeitschenden Synkopen gleich zu Beginn brennen sich dem Zuhörer ein, dazu viel Percussion und ein virtuoser Solist, der vor der Pause als Zugabe noch das „Ave Maria“ des isländischen Komponisten Sigisvald Kaudalóns gab, dies den Müttern im Ukraine-Krieg widmete – ein grosser Moment im emotional aufgeladenen Saal, bewegend!
John Adams: «Short Ride in a Fast Machine» Fanfare für grosses Orchester – „Must the Devil Have All the Good Tunes?» Klavierkonzert – Schweizer Erstaufführung – „Naive and Sentimental Music“ für grosses Orchester (I. Naive and Sentimental Music – II. Mother of the Man – III. Chain to the Rhythm)
Nach der Pause dann die gross angelegte „Naive and Sentimental Music“ mit dem zart tönenden E-Gitarren-Solo in der Mitte. Es geht um Künstler-Polaritäten, gemäss Adams bildet Schillers Aufsatz «Über Naive und Sentimentalische Dichtung» die konzeptionelle Basis hierfür. Grandios vor allem im dritten Teil „Chain to the Rhythm“ das Schlagwerk mit seinen vielen filigran überlagerten Sequenzen oder der fast schon asiatisch anmutende Teil, in dem diverse Schlaginstrumente mit dem Bogen gespielt werden – was für eine betörende Zartheit liegt in dieser Sequenz, vor allem im Vergleich zu den vielen opulenten und wuchtigen Momenten, in denen das Orchester die Musik Adams durch die Tonhalle spült. Nach dem Verklingen der letzte Töne fast schon ein befreiender jubelnder Applaus für das Tonhalle Orchester und natürlich den Komponisten und Dirigenten des Abends John Adams. So ein Konzerterlebnis darf man nicht verpassen!
Zuletzt besuchte Konzerte:
Trevino: Adams/Elgar – Tonhalle Zürich 14.01.2022
Storgårds/Gabetta – Weber/Elgar/Brahms – Tonhalle Zürich 07.01.2022
Janowski/Müller: Strauss/Wagner – Tonhalle Zürich 09.12.2021
Bartoli/Fagioli/Capuano – Tonhalle Zürich 22.11.2021
Järvi/Schmitt: Dubugnon/Connesson/Saint-Saëns – Tonhalle Zürich 24.09.2021
Paavo Järvi – Mahler 3 / Eröffnungskonzert Tonhalle Zürich 16.09.2021
Patricia Kopatchinskaja/LFCO: Bye Bye Beethoven – Lucerne Festival 04.09.2021
JAKUB HRŮŠA – MOZART/DVOŘÁK – Lucerne Festival 24.08.2021
Blomstedt – Stenhammar – Tonhalle MAAG 17.06.2021
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