Zum immer hektischer werdenden Jahresendspurt nochmals deutsches Repertoire mit dem Tonhalle Orchester unter der Leitung von MAREK JANOWSKI – das ist wundervoll, fast schon besinnlich, jedenfalls äusserst wohltuend nach einer gefühlt sehr langen Abstinenz-Zeit an grossen Wagner/Strauss-Emotionen – was will man mehr?…
Janowski, ein erklärter Kenner und Könner, wenn es um Strauss und Wagner geht, startet mit einer eher flotten Ouvertüre und aufgeheiztem Bacchanal aus dem „Tannhäuser“, wohltuend ist das, hört man doch allzu oft das Pilgerchor-Thema sehr breit und fast schon sakrosankt einlullend angelegt. Ein guter Start in diesen Abend, dem auch sofort das definitive Highlight folgt. Für die Pandemie-bedingt nicht reisefähige Anja Harteros sprang kurzerhand HANNA-ELISABETH MÜLLER ein – was für ein grosser Glücksfall! Harteros, war zuletzt 2014 unter Bringuier mit ebendiesen Lieder in der Tonhalle zu hören, nun aber endlich einmal die Möglichkeit Hanna-Elisabeth Müller live zu hören, ist sie doch immer häufiger mit ihren Debüts an den grossen Häusern im Gespräch und mehrfach ausgezeichnet. Nun also – ganz spontan als Einspringerin – ihr fabelhaftes Debüt in der Tonhalle. Gemeinsam mit Janowski wird weniger Wert auf breit angelegte elegische Bögen gelegt, vielmehr dominiert die Textverständlichkeit und eine gewisse nüchterne Klarheit in der Interpretation, das ist wunderbar, wohltönend, packend. Vor allem Hesses „Beim Schlafengehen“ (mit den wundervollen Violinsoli-Passagen des 1. Konzertmeister Klaidi Sahatçi!) und „Im Abendrot“ (von Eichendorff) geraten zu einem wahren „Magic Moment“ des Konzerts. Berührend!
Richard Wagner – Ouvertüre und Bacchanale aus „Tannhäuser“ / Richard Strauss – „Vier letzte Lieder“ / Richard Wagner – „Siegfried-Idyll“ / Richard Strauss – „Tod und Verklärung“ op. 24
Nach der Pause dann ein eher uninspiriert dahinplätscherndes „Siegfried-Idyll“, ein Nebenprodukt der Tetralogie und interessanterweise am 25. Dezember 1870 anlässlich Cosimas 33. Geburtstag im Haus Tribschen mit Mitgliedern des Zürcher Tonhalle-Orchesters unter Wagners Leitung uraufgeführt. Als Zuschauer hatte man fast ein wenig das Gefühl, dass die Chemie von Janowski mit dem Orchester nicht wirklich stimmt, zumindest herrschte nicht die sonst fast schon übertrieben wirkende Harmonie mit Paavo Järvi (aber das ist natürlich auch Marketing-Kalkül). In den von mir unzähligen besuchten Konzerten, befindet sich kein einziges mit Marek Janowski am Pult, dabei war es seine „Ring“-Einspielung von 1983, die meine jugendlich-schwärmerische Liebe zu Wagner entfacht hat. Zum Abschluss des Konzertes: „Tod und Verklärung“, ein Werk des – man mag es kaum glauben – erst 26jährigen Strauss, der kurz nach der Uraufführung seinen Verlegern mitteilte, dies sei sein letztes Orchesterwerk gewesen (was es – Gott sei Dank – nicht war.) Natürlich hat es längst nicht die Qualität seiner späteren Tondichtungen, konzeptionell passt es jedoch hervorragend in dieses Konzert und bildet ein fulminantes Konzertfinale.
Zuletzt besuchte Konzerte:
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Järvi/Schmitt: Dubugnon/Connesson/Saint-Saëns – Tonhalle Zürich 24.09.2021
Paavo Järvi – Mahler 3 / Eröffnungskonzert Tonhalle Zürich 16.09.2021
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