Eine Ausstellung, die man mehrfach sehen muss: „As long as I’m Walking“ von Francis Alÿs im MCBA hat mich bereits Mitte November sehr begeistert, nun also nochmals und ausgiebiger, denn es lohnt sich sehr…
Die Ausstellung zeigt einen Überblick über die Videoarbeiten der letzten dreissig Jahre von Francis Alÿs, der in den frühen Arbeiten selbst zu sehen ist, danach aber mehr und mehr andere Protagonisten in den Vordergrund rückt. So sind es seit seiner ersten Afghanistan-Reise nun im langjährigen Projekt die spielenden Kinder der jeweils besuchten Orte (Children’s Games) die faszinieren. Dabei ist es immer interessant diese Kinderspiele im Kontext zum jeweiligen Land zu sehen, so sieht man etwa in #10 (Papalote) einen Jungen, der einen Drachen steigen lässt, was schon fast einen subversiven Wert hat, weil die Taliban das Drachensteigen verboten liessen. Interessant auch die Gemälde mit farbigen Quadraten und Rauten, die an die Erkennungszeichen der Soldaten erinnern (Afghanistan Projekt, 2010 – 2014). Im grossen Ausstellungssaal in der 2. Etage dann die Installation „As Long as I’m Walking“ mit 18 unterschiedlichen Videoarbeiten auf im Raum verteilten hängenden Screens.



Alÿs ist seit mehr als dreissig Jahren zu Fuss unterwegs, es begann 1986 in seiner Wahlheimat Mexico-City. Hier filmte er die meisten seiner Streifzüge, bevor er auch andere städtische Räume erkundete. Manche der Videos sind einfach nur faszinierend und ein Hingucker, wie etwa „Patriotic Tales“ (1997), die aber dennoch auch eine politische Dimension haben, andere sind sofort vordergründig politisch erkennbar, wie etwa „The Green Line“ oder die Dokumentation einer Aktion von 2014 „Albert’s Way“. Topaktuell natürlich „Prohibited Steps“ von 2020, das der Künstler in Hongkong in einer ihm auferlegten Quarantäne aufgrund der Pandemie gedreht und somit seine räumliche Enge dokumentiert hat. Im weitesten Sinne bezieht sich das auf das Problem der Freiheitsräume. In der Dauerausstellung sind ausserdem die auf neun Räume verteilten Monitore von ihm zu sehen, die jeweils die gleiche Szene aus unterschiedlichen Blickwinkeln zeigen. Auf den ersten Blick etliche Räume mit Videoarbeiten, wenn man sich damit etwas beschäftigt, sich Zeit dafür nimmt ist „As Long as I’m Walking“ eine eindrucksvolle Schau der immensen thematischen Bandbreite von Francis Alÿs und eine wirklich sehenswerte Ausstellung (unabhängig davon, dass ein Besuch des MCBA sich bei jedem Lausanne-Aufenthalt lohnt)…
Francis Alÿs: As Long as I’m Walking im Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne – www.mcba.ch
Zuletzt besuchte Museen und Ausstellungen:
Écrits d’Art Brut – Museum Tinguely Basel
Camille Pissarro – Kunstmuseum Basel
Kirchner Museum – Davos
Ouverture/Collection Pinault – Bourse de Commerce – Paris
Musée cantonale de Zoologie – Lausanne
Thierry Mugler, Couturissime – Musée des Arts décoratifs – Paris
MAH: Musée d’art et d’histoire – Genf
Museo Egizio – Torino
Kara Walker – Kunstmuseum Basel
Hodler, Klimt und die Wiener Werkstätte – Kunsthaus Zürich
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