Eine Ikone der Performancekunst und schon immer engagiert für Weltfrieden und feministische Themen, vielen aber eben nur als Partnerin von Beatle John Lennon bekannt: Yoko Ono (89) – derzeit mit einer grossen Retrospektive im Kunsthaus Zürich…
Die Ausstellung im Neubau umfasst die unterschiedlichsten Arbeiten aus verschiedenen Epochen: Skulpturen, Arbeiten auf Papier, Installationen, Film, Musik und auch das Re-Enactment einiger Performances. Kuratorin Mirjam Varadinis hat dies gemeinsam mit der Künstlerin arrangiert. Wenn man durch die Räume streift, kommt es einem fast wie ein Kunstvermittlungsprojekt vor, überall besteht die Möglichkeit selbst teilzuhaben, etwas aufzuschreiben, zu reparieren (sehr schön: „Mend Piece“ von 1966), zu performen – aber wer ausser den hierfür engagierten Performance-Künstler:innen zieht sich aus und schlüpft auf einem weissen Podest stehend in diesen schwarzen Sack und beobachtet die anderen Besucher? Viele Objekte erscheinen gerade in der heutigen kriegsbestimmten Zeit absolut aktuell, allen voran natürlich das weltbekannte „Bed in for peace“ von John & Yoko im Jahr 1969 aus ihrer Suite im Hilton Hotel in Amsterdam. Ihre Arbeiten wollen animieren zu handeln und sich zu engagieren. Sehr interessant und allgegenwärtig in dieser Ausstellung ist ihre Freundschaft zu John Cage und anderen Musikern.



Die gut besuchte Schau (vielleicht auch, weil es die letzten Tage sind…) bietet für jeden etwas, einige Objekte sind wirklich toll, aber es gibt auch das ein oder andere Objekt, die einem etwas platt und vordergründig erscheint, wie etwa die gläsernen Himmelsschlüssel oder die hölzerne Schrankskulptur „Portrait of John Lennon as a young cloud“ von 1971. Andererseits kennt man von ihr die Klassiker der Performancekunst – lange vor Abramovic – wie etwa ihr Stück „Cut Piece“ oder einfach witzige Objekte wie die „Air Dispenser“, in denen man für 50 Rappen verpackte Luft aus einem Automaten kaufen kann. Ein kostbares Gut. Heutzutage, ebenso wie zur Entstehungszeit. Mein Lieblingsobjekt in dieser Solo-Show sind jedoch ihre „Instruction Paintings“ und das quadratische Buch „Grapefruit“, das ist Konzeptkunst par excellence – eine wundervolle Mischung aus Poesie und ganz konkreten Handlungsaufforderungen.
„This room moves at the same speed as the clouds“ im Kunsthaus Zürich – 4.3.-29.5.2022 – www.kunsthaus.ch
Zuletzt besuchte Museen und Ausstellungen:
Georgia O’Keeffe – Fondation Beyeler Riehen
Charles Ray – Centre Pompidou/Bourse de Commerce Paris
Geometrische Opulenz – Haus Konstruktiv Zürich
Walter de Maria: The 2000 Sculpture – Kunsthaus Zürich
Francis Alÿs: As Long as I’m Walking – MCBA Lausanne
Écrits d’Art Brut – Museum Tinguely Basel
Camille Pissarro – Kunstmuseum Basel
Kirchner Museum – Davos
Was ist das quadratische Buch „Grapefruit“? Besteht es aus ganz vielen Waben? Oder ist es fruchtig hellrosarot? Und zu Mitmach-Kunst. Diese wird selten genutzt, es sei denn, viele Kinder sind unterwegs. Das hat wohl mit der eher kontemplativen Stimmung zu tun, die die meisten beherrscht, sofern sie in Museen lustwandeln. Eine Variante, als ich noch solche Dinge veranstaltete, war, Belohnungen wie Extra-Geräusche zu implementieren, ein Lied, oder Lichteffekte, so etwas wie Neonstrahler, die bestäubt werden, so dass Regen simuliert wird etc … sobald jemand partizipiert. Guten, nein tollen Wochenstart!
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Das „grapefruit“ ist Konzeptkunst, sind lauter lose quadratische Blätter…. https://en.wikipedia.org/wiki/Grapefruit_(book) – hier steht mehr darüber. Und ja, u hast Recht, die meisten Menschen trauen sich manchmal in den Museen nicht mal laut zu sprechen, haben so etwas wie Ehrfurcht. Aber manchmal ist das auch sehr schön, kontemplativ, beruhigend, fast schon meditativ. Wo es gerade passt….. schönen Sonntag!
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