Funkenmord – Klüpfel/Kobr.

Ein Kluftinger-Rückfall – nachdem ich nach dem letzten Band aus der allgäuischen Erfolgsserie des Autoren-Duos Volker Klüpfel und Michael Kobr keinesfalls einen Weiteren lesen wollte, wurde ich nun doch rückfällig und habe es nicht bereut: Der elfte Band „Funkenmord“ ist äusserst kurzweilig…

Natürlich gibt es mittlerweile inflationär viele Serien regionaler Krimis und die meisten davon sind – gelinde gesagt – wirklich schlecht geschrieben, sowohl was den Plot anbelangt, als auch die sprachliche Qualität (Ausnahmen gibt es dennoch, z.B. für Zürich: Michael Theurillat oder Res Perrot). Aber ein „Kluftinger“ ist einfach immer noch ein „Kluftinger“ – liebenswert, spannend und immer mit köstlichen kleinen Details sowie im neuen elften Band „Funkenmord“ extrem divers. Das ist wohltuend und gibt den überwiegend hausbackenen (und daher so plastischen) Figuren neue Herausforderungen und der Story einen sehr guten und aktuellen Zeitgeist, ohne aufdringlich sein zu wollen. Wie feinfühlig und menschlich der sonst so polternde Kommissar Kluftinger mit den Themen Rassismus, Migration, aber auch Genderthemen umgeht ist wohltuend und sehr gelungen! Und machen wir uns nichts vor, aufgrund der relativ einfachen Sprache, liest man einen Kluftinger-Band auch zackig von Anfang bis zum Ende…

Ein grausames Verbrechen, das ungesühnt blieb, ein Unschuldiger, der jahrelang im Gefängnis saß: Ein Fehler aus der Vergangenheit lastet schwer auf Kluftinger. Der Kommissar ist fest entschlossen, den Fall „Funkenmord“ wieder aufzurollen, doch seine Kollegen zeigen wenig Interesse an einem Cold Case. Nur die neue Mitarbeiterin Lucy Beer unterstützt ihn bei der Suche nach dem wahren Täter. Kluftinger ist beeindruckt von der selbstbewussten jungen Frau, die frischen Wind in seine Abteilung bringt. Zu Hause jedoch geht Kluftinger solche Frauenpower ab, weil Doktor Langhammer die angeschlagene Erika von allen häuslichen Arbeiten freistellt – ausgerechnet jetzt, wo die Taufe ihres Enkelkindes unmittelbar bevorsteht. Der Kommissar muss also wohl oder übel beides machen: Hausmann spielen und einen Mörder finden … (Ullstein Verlag)

Natürlich amüsiert man sich – wie immer – über die Running Gags (Kluftingers englisch-allgäuerische Konversationen mit den japanischen Schwiegereltern seines Sohnes) und seine Zwistigkeiten mit Doktor Langhammer. Gleichzeitig ist es wohltuend zu lesen, dass auch ein alter und bequemer Kluftinger in der Lage ist, sich den Zeichen der Zeit anzupassen und überraschend aufgeschlossen neuen Dingen entgegen tritt. Seltsamerweise wird nicht mehr an den geheimnisvollen Schutzpatron angeknüpft, wie man das erwarten durfte – man darf also auf die Fortsetzungen gespannt sein. Die Kluftinger-Romane sind sehr gute Unterhaltung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger…

„Funkenmord“ von Volker Klüpfel und Michael Kobr, 2020, Ullstein Verlag, ISBN: 9783843723305 (Werbung)

Zuletzt gelesen:

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Petros Markaris – Zeiten der Heuchelei

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2 Kommentare

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