Das Tonhalle Orchester startet in die neue Saison mit den alljährlichen Gönnerkonzerten, die Saison 2020/2021 eröffnet PAAVO JÄRVI offiziell erst Ende September, spielt aber nun zusammen mit der ehemaligen Artist in Residence LISA BATIASHVILI diese erste Reihe von mehreren Kurzkonzerten. Ein gelungener Start in diesen widrigen Corona-Zeiten…
Ablauf und Konzertbetrieb mit Schutzkonzept und verringerter Besucherzahl wurde bereits für eine kleine Serie an Kurzkonzerten nach dem Lockdown im Juni erprobt, nun kommt noch eine selbsterklärte Maskenpflicht hinzu und so sitzt man maskiert während gut 90 Minuten und lauscht einem Programm, das etwas an ein Neujahrskonzert erinnert.
Jacques Ibert (1890-1962) – Divertissement
Béla Bartók (1881-1945) – Violinkonzert 1 Sz 36
Francis Poulenc (1899-1963) – Sinfonietta
Music Director Paavo Järvi hat jedenfalls bereits beim Auftakt mit dem „Divertissement“ in sechs Sätzen von Poulenc sichtlich grosse Freude – er ist eben auch ein „Showman“ und geniesst den Auftritt, der mit diesen stimmungsvollen. mitreissenden Stücken interessanter, aber keineswegs simpler Gelegenheitsmusik zeigt, dass ein Konzert in diesem Rahmen nicht immer nur todernst sein muss, sondern man dabei auch grossen Spass haben kann. Fast kindisch freut er sich, wenn er mit seiner Trillerpfeife zum Einsatz kommt und die Kollegen vom Schlagwerk ihm dann die rote (und später noch gelbe) Karte zeigen. Bunt mischen sich gängige Musikstücke, Rhythmen und Zitate (wie zum Beispiel Mendelssohns „Hochzeitsmarsch“) mit dissonanten Klaviereinheiten – eine interessante Mischung aus Unterhaltungsmusik und etwas Avantgarde. Im Anschluss dann das zweite Violinkonzert von Bartók, zwei relativ kurze Sätze, eine Liebeserklärung an die Violinistin Stefi Geyer, die auch Widmungsträgerin dieses Konzertes ist. Batiashvili nimmt die Emotionen auf und begeistert nicht nur durch ihre Virtuosität, sondern eben auch durch empfindsames Spiel, man kann sie förmlich spüren; die zurückhaltende Sehnsucht und unerfüllte Verliebtheit Bartóks – Batiashvili bleibt unaufdringlich und ordnet sich dem Werk unter. Brava! Letztes Stück dieses dann doch nicht so kurzen Konzerts bildet die Sinfonietta von Francis Poulenc, dessen Ausspruch „Analysieren Sie nicht meine Musik – geniessen Sie sie!“ zu diesem kleinen viersätzigen Konzertfinale absolut passend ist. Stellenweise erinnert das Werk an grosse Filmmusiken, an romantische Harmonien – also einfach Augen schliessen und auf sich wirken lassen. Trotz aller Corona-Widrigkeiten hat diese Zeit auch etwas positives – in der Programmatik finden sich nun kleine ausgewählte Stücke und Preziosen, die man sonst wohl nicht im gängigen Konzertrepertoire findet. Also auf zu neuen Entdeckungen! Auf in eine spannende Saison!
Zuletzt besuchte Konzerte:
Blomstedt/Argerich – Beethoven – Lucerne Festival 14.08.2020
Paavo Järvi – Dukas/Strawinsky/Strauss – Tonhalle MAAG 25.06.2020
Noseda/Chamayou – Dvorak/Ravel/Strauss – Tonhalle MAAG 18.12.2019
Weilerstein/Weilerstein – Britten/Schostakowitsch – Tonhalle MAAG 6.12.2019
Holliger/Kopatchinskaja – Holliger/Zimmermann – Tonhalle MAAG 29.11.2019
Järvi/Kuusisto – Sibelius/Tschaikowsky/Tüür – Tonhalle MAAG 30.10.2019
Järvi/Fröst: Tschaikowsky/Copland – Tonhalle MAAG 27.10.2019
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