Jakub Hrůša – Mozart/Dvořák. Lucerne Festival 24.08.2021

Besetzungs-Änderungen aufgrund von Erkrankung sind nichts ungewöhnliches, dass aber aufgrund dessen auch das Programm fast komplett geändert wird, ist ziemlich ärgerlich, wenn man ein Konzert wegen seines speziellen Programmpunktes besucht, dann aber etwas vollkommen anderes präsentiert bekommt…

Was bleibt einem also anderes übrig und so versucht man auch der Programmänderung etwas Gutes abzugewinnen. Natürlich war es auch der krankheitsbedingt ausgefallene Yannick Nézet-Séguin, den ich unbedingt am Pult erleben wollte, Hauptaugenmerk galt aber eigentlich einer kurzen nur 8 Minuten dauernden Sinfonie von Joseph Bologna, Chevalier de Saint-Georges. Nun also stattdessen (und Beethovens 7. Sinfonie) die ursprünglich angesetzte Mozart’sche Prager Sinfonie sowie als neuem Programmpunkt Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 6 in D-Dur, op. 60. Hrůša dirigiert beide Werke auswendig, was man heutzutage eher selten sieht. Das Programm im Schachbrettmuster verkauften Konzertsaal schliesst ohne Pause nahtlos an und so ist direkt nach der beschwingten (aber etwas stiefmütterlich behandelten) Prager Sinfonie direkt Dvořáks Sinfonie zu hören – ein typisches Werk des meistgespielten tschechischen Komponisten, unverkennbar die böhmisch/tschechischen und oftmals sehr volkstümlichen Färbungen. Während der erste Satz noch etwas unentschlossen dahin plätschert, bietet der zweite Satz (Adagio) packende Momente voller Melancholie und zarter Schönheit bei den sanften Flöten, bevor das ganze Orchester das Thema wieder aufnimmt. Der dritte Satz ist ein Furiant, ein schneller bömischer Volkstanz und endlich ist auch bis in die letzten Reihen etwas von dieser aufpeitschenden geladenen Energie zu spüren, die man bei Hrůša auf dem Podest zwar sieht, aber bisher als Zuhörer/Zuschauer nicht spüren konnte. Bis zum rasanten Finale hat Hrůša und das Lucerne Festival Orchester das Publikum gepackt, begeisterter und wohlverdienter Schlussapplaus. Ein solides Programm, ein – für mich – eher langweiliger Ersatz für das ursprünglich geplante Programm. Bei der Ansage der Programmänderung vor dem Konzert, betonte man, dass dies zum diesjährigen Festival-Thema „Verrückt“ passt. Naja, ich weiss ja nicht – was daran ist bitteschön verrückt???

Zuletzt besuchte Konzerte:

Blomstedt – Stenhammar – Tonhalle MAAG 17.06.2021

Ein deutsches Requiem – Oper Zürich/Noseda (livestream) 07.02.2021

bebeethoven – Tonhalle MAAG 16.10.2020

Järvi/Janke – Pärt/Beethoven – Tonhalle MAAG 23.09.2020

Järvi/Batiashvili – Ibert/Bartók/Poulenc – Tonhalle MAAG 19.08.2020

Blomstedt/Argerich – Beethoven – Lucerne Festival 14.08.2020

Paavo Järvi – Dukas/Strawinsky/Strauss – Tonhalle MAAG 25.06.2020

10 Kommentare

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