Neuentdeckt und unbedingt einen Besuch wert: Das erste multidisziplinäre Zentrum dieser Art in Frankreich, die Fondation Galerie Lafayette. Während der Renovierung des Gebäudes von 2013 bis 2017 untersuchte Lafayette Anticipations die sich entwickelnde Identität der Fondation im Rahmen von Artist-in-Residence-Programmen, Workshops, Partnerschaften und direkter Unterstützung bei der Produktion von Werken. Eröffnet 2018 in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, von Rem Kohlhaas renoviert, mitten im Marais – grossartig!
Die aktuelle Ausstellung „Au-delà“ bringt Künstler:innen aus verschiedenen Generationen zusammen und erstreckt sich über 3 Etagen, man wandelt durch die einzelnen Räume, begleitet von der tranceartigen Neukomposition und Sound-Installation von KALI MALONE. Es ist eine Reise, die Rituale hervorruft, es ist eine Suche nach neuen Heiligen, nach einer neuen Kraft in unserer Welt, der diese Dinge abhanden gekommen sind.





Der Ausstellungsrundgang ist wie ein choreografierter Ritus, zu sehen sind historische, moderne und zeitgenössische Werke in eigenwilliger Kombination, kuriert von AGNES GRYCZKOWSKA. Rituale und Spiritualität sind das Thema, in einer Welt, die immer mehr verwundet und entweiht wird und die Menschheit sich von der Magie und Kraft der Erde zu lösen scheint. Das klingt etwas esoterisch, ist es aber überhaupt nicht. Stattdessen wird mit Kunst versucht eine neue Sprache zu finden, zu erfinden, versucht Lösungen zu sehen, anzubieten, indem wir loslassen, verweilen, transzendieren. Bereits der Innenhof mit der Installation „Beltane Oracle“ von BIANCA BONDI nimmt einen gefangen, dies ist Dreh- und Angelpunkt des Rundgangs, hier befinden sich auch die wunderschönen Arbeiten von JEANNE VICERIAL, textile Arbeiten, die in mehr als 5000 Arbeitsstunden Handarbeit angefertigt wurden oder ein Werk HILDEGARD VON BINGENs.
Mit Werken von: Alicia Adamerovich – Korakrit Arunanondchai & Alex Gvojic – Ivana Bašić – Hildegard von Bingen – Bianca Bondi – Romeo Castellucci – Matthew Angelo Harrison – Eva Hesse – Janina Kraupe- Świderska – Wifredo Lam – Michèle Lamy – Tau Lewis – Kat Lyons – Kali Malone – Ana Mendieta – Christelle Oyiri – Tobias Spichtig – TARWUK – Jeanne Vicerial – Anna Zemánková.
Der (spirituelle) Weg in dieser Ausstellung endet in der dritten lichtdurchfluteten Etage, diese letzte Station ist zeitgleich auch das Symbol für die Wiedergeburt, das letzte Stadium einer Verwandlung. Wem all dieser theoretischer Unterbau, diese Mythen und Rituale etwas zu viel sind oder als Humbug erscheint, der kann einfach die Räumlichkeiten, die schöne Kunst, die Atmosphäre auf sich wirken lassen. Nach dem lohnenswerten Rundgang durch diese Ausstellung und die architektonisch interessanten Galerieräume kann man entspannt im Café chillen, die Ruhe geniessen, die Soundcollage wabert auch hier durch die Räumlichkeiten. Trotz Besucher und Geschirr-Geklapper ein kontemplativer Ort inmitten des sonst so geschäftigen Marais. Zukünftig definitiv auf der Liste bei unseren regelmässigen Parisbesuchen…
Zuletzt besuchte Museen und Ausstellungen:
Leon Polk Smith: Going Beyond Space – Haus Konstruktiv Zürich
Augustin Rebetez „Vitamin“ – Aargauer Kunsthaus
Lucas Herzig: e spesso intendo sempre – MASI Lugano
Niki de Saint Phalle – Kunsthaus Zürich
Collectomania – Museum für Gestaltung Zürich
Musée d’ethnographie de Genève – Genf
Lucian Freud: New Perspectives – National Gallery London
Textiler Garten – Museum für Gestaltung Zürich
«VIVRE NOTRE TEMPS!» Bonnard, Vallotton und die Nabis – Kunstmuseum Bern
Gaël Davrinches: Figures des Style – Château de Carrouges
Pas Sommeil – Musée des Beaux-Arts de Rennes
Tinguelys „Le Cyclop“ – Milly-la-Forêt
👌👌
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