Leïla Slimani – Das Land der Anderen.

Angelegt als Auftakt einer Trilogie ist der neue Roman von Prix Goncourt – Preisträgerin Leïla Slimani nun auf deutsch erschienen und einmal mehr ist man sofort begeistert und kann das Buch nicht mehr beiseite legen. In Frankreich nach dem Erscheinen 2020 für mehrere Wochen auf Platz 1 der Bestsellerlisten, erzählt „Das Land der Anderen“ von einer Welt im Umbruch, einer unkonventionellen Liebe, vom Leben in der Fremde…

Bereits die beiden Bestseller „All das zu verlieren“ und „Dann schlaf auch Du“ haben mich sehr begeistert und in den Bann gezogen. Und auch „Das Land der Anderen“ fesselt sofort, nicht so sehr aufgrund der Geschichte ihrer Grosseltern, vielmehr erfährt man viel über das Erstarken der Unabhängigkeitsbewegungen in Marokko und Algerien ab 1953 gegenüber deren Kolonialmächte und die damaligen Lebensumstände und natürlich fragt man sich, aus welcher Warte wohl der Titel zu verstehen ist – wer sind die „Anderen“. Spannend wird das Leben einer christlich erzogenen Französisin in einem muslimisch geprägten Land erzählt, ohne, dass sie sich grossartig unterordnen muss, dennoch liegt alle Macht bei den Männern. Aber sowohl ihr Mann, als auch sie, gehören nicht dazu – weder zu den französischen Kolonialherren, noch zu den einheimischen Marokkanern. Dieses Dilemma ist allgegenwärtig und macht das Leben immer gefährlicher, diese aufgeheizte Stimmung wird immer spürbarer.

Mathilde, eine junge Elsässerin, verliebt sich am Ende des Zweiten Weltkriegs in Amine Belhaj, einen marokkanischen Offizier im Dienst der französischen Armee. Die beiden heiraten und lassen sich in der Nähe von Meknès nieder, am Fuß des Atlas-Gebirges, auf einem abgelegenen Hof, den Amine von seinem Vater geerbt hat. Während er versucht, dem steinigen Boden einen kargen Ertrag abzutrotzen, zieht Mathilde die beiden Kinder groß. Voller Freiheitsdrang hatte sie den Aufbruch in ein neues, unbekanntes Leben gewagt und muss doch bald ernüchternde Erfahrungen machen: den alltäglichen Rassismus der französischen Kolonialgesellschaft, in der eine Ehe zwischen einem Araber und einer Französin nicht vorgesehen ist, die patriarchalischen Traditionen der Einheimischen, das Unverständnis des eigenen Mannes. Aber Mathilde gibt nicht auf. Sie kämpft um Anerkennung und ihr Leben im Land der Anderen. (Luchterhand Verlag)

„Das Land der Anderen“ erzählt die Geschichte der Grosseltern Leïla Slimanis, aber es ist viel mehr, es geht um die Unterdrückung von Frauen, um die Suche nach Wurzeln, um die Frage nach der Herkunft und um den Wunsch, irgendwo dazugehören zu wollen. Slimani erzählt die Handlung erstaunlich unemotional und ohne Wertung, die Bewertung muss – wenn überhaupt – dann schon durch den Leser erfolgen. Mir hat das sehr gut gefallen, ich bin sehr auf die weiteren Bände gespannt.

„Das Land der Anderen“ von Leïla Slimani, 2021, Luchterhand Verlag, ISBN: 978-3-630-87646-7 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Luchterhand Verlag (Randomhouse) sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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