Im 19. Jahrhundert ein mondänes Seebad mit exklusiven, luxuriösen Hotels, heute versucht man etwas halbherzig den Lido di Venezia wieder zu beleben. Ist man vor Ort, so kann man sich sehr gut vorstellen, wie hier promeniert, gebadet und angebandelt wurde…
Im „Grand Hotel des Bains“ residierte hier 1911 Thomas Mann und wurde von diesem Schauplatz für seine Novelle „Der Tod in Venedig“ inspiriert. Auch die Visconti-Verfilmung von 1971 wurde hier gedreht. Heute steht man vor verschlossenen Türen, sieht aber tatsächlich Bautätigkeiten hinter den verrosteten Zäunen. Früher wurde das Hotel häufig von Filmstars der Filmfestspiele von Venedig frequentiert. Eine Wiederbelebung scheint wohl in Planung, beim derzeitigen Zustand des Hotels und seinem weitläufigen Garten ist jedoch ein potenter Investor nötig. Am weitläufigen Strand kann man förmlich Gustav Aschenbach im Strandkorb sitzen sehen, wie er lüstern in der Sommerhitze den Knaben Tadzio und seine Familie beobachtet. Die biographischen Bezüge des Romans zum Leben Thomas Manns sind vielfältig und es lohnt sich, sich etwas intensiver damit zu beschäftigen. Oder man liest einfach mal wieder diese Novelle. Thomas Mann passt immer. Wenn man Zeit und Muse hat sowieso.
Offensichtlich liess Thomas Mann sich gerne von Hotels bzw. dem quirligen Leben darin inspirieren, so auch beim herrlich gelegenen Hotel Schatzalp in Davos für „Der Zauberberg“. Auch dort ist das ausführlich beschriebene Leben im Sanatorium heute noch spürbar.
Noch eine kleine Randnotiz: Der grosse Impressario Serge Diaghilev (Ballet Russe) starb 1929 im Grand Hotel des Bains am Lido di Venezia. Aber wohl nicht so dramatisch wie Gustav Aschenbach mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf Tadzio, bevor die Cholera sein Leben beendet. Diaghilev ist auch gleich in der Nähe beerdigt – auf der Friedhofsinsel San Michele.
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Oh wie toll, du bist auf dem Lido! Das kam mir immer so mondän vor, wie gerne hätte ich in einem der Bäder gebadet und mich dort an die Sonne gelegt; es blieb dann beim öffentlichen Strand… Mit deinem Beitrag weckst du Erinnerungen an unbeschwerte Sommertage; ich schwelge! Grazie mille!
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Ja, einer der wirklich wundervollen Orte auf unserer Tour, es gibt viel zu berichten. Hoffentlich bald live wenn wir uns sehen! Allerliebst, leider wieder aus Zürich! Gestern zurückgekehrt nach vier Wochen Sonne, Leben, Kunst, Kultur, toll! 🙂 A presto! Adrian
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Wie schön. Ich habe mir aus Verona gerade ein Bild bzw. altes Plakat des Lido de Venezia mitgebracht und freue mich schon darauf es nach dem Rahmen als wunderbare Erinnerung ins Wohnzimmer zu hängen.
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So von den guten alten Zeiten…. 🙂
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