Es ist durchaus anzunehmen, dass mit „Totart Tatort“ der vorerst letzte HERBERT FRITSCH-Abend im Schauspielhaus Zürich gezeigt wird. Ob er zur Regieriege des neuen Leitungsteams ab der Saison 2019/2020 gehören wird, ist fraglich. Einerseits gab es nun auch genügend herrliche Fritschiaden in Zürich, andererseits kann man aber auch nicht genug davon kriegen, samt der immer wieder herrlich-schrägen Kostüme von VICTORIA BEHR…
In der letzten Spielzeit von Barbara Frey und als eine der letzten grossen Premieren also noch ein 90minütiger Krimi-Abend auf der Pfauenbühne. Herrlich, egal ob man zur Tatort-Fan-Gemeinde zählt oder nicht. Fritsch, der meist (und auch hier) sein eigener Bühnenbildner ist, hat für diesen Abend einen tatortblauen spiegelenden Bühnenraum gebaut und sein lustvoll agierendes 10köpfiges Ensemble bespielt dies in den 40er-60er Jahre – Kostümen grandios und wie immer leicht over the top. Aber so sind sie eben diese typischen Fritsch-Produktionen, entweder man findet es ganz wunderbar oder mag es eben gar nicht. Gehört man zur sonntäglichen „Tatort“-Fangemeinde hat man sehr viel von diesem Abend, denn es wird ohne Ende und ziemlich repetitiv zitiert und rezitiert. Viele Krimi-Floskeln haben so den Eingang ins Textbuch gefunden. Lange dauert es bereits zu Beginn, bis dann WOLFRAM KOCH endlich sämtliche Leichen auf die Bühne geschleppt hat, die dann gleich in Zombie-Manier wiederauferstehen, um loszulegen. Dann aber starten Text-Collagen und Artistik (CORNELIUS KÖRBER, seit seinem grossartigen Gregor Samsa immer noch gut in Form….), Showdowns und die häufig choreographisch arrangierte Ensemblebewegung – jeder der Schauspieltruppe auf seine ganz eigene Art und Weise (JAN BÜLOW, HENRIKE JOHANNA JÖRISSEN, MIRIAM MAERTENS, LISA-KATRINA MAYER, ELISA PLÜSS, NICOLAS ROSAT, FRIEDERIKE WAGNER, der wie immer köstlich trocken-humorige MARKUS SCHEUMANN). Wolfram Koch, der von Fritsch häufig besetzt wird und in Zürich nun erneut als Gast dazustösst, bleibt erstaunlicherweise am blassesten – vielleicht liegt das auch daran, dass er als „echter“ Tatort-Kommissar des Frankfurter Ermittlungsteams zu nah am Thema ist? Dazu immer wieder Sounds und musikalische Originalzitate von INGO GÜNTHER. Ein unterhaltsamer Abend, eine Mischung aus Zitatensammlung (verbal, aber auch aus der Requisitenkiste), Trash, Spiegelbild der Medienwelt, Slapstick, Konsumkritik, Komödie, Satire, von allem etwas – und zum Schluss ein Catwalk des Todes bei dem sich jeder Darsteller noch selbst die gehörige Portion Theaterblut in die wunderbar quietschenden Plastik-Finalkostüme spritzt.
Zuletzt besuchte Schauspiel-Produktionen:
„Dorian Gray“ – Theater Winterthur (Gastspiel Burgtheater Wien) 29.03.2019
„Henosode“ – Schiffbau Zürich 20.02.2019
„Frankenstein“ – Schauspielhaus Zürich 07.02.2019
„Unendlicher Spass“ – Schiffbau Zürich (Gastspiel) 13.01.2019
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