Als Gastspiel des Burgtheaters Wien gab es im Theater Winterthur 2 Vorstellungen von „Dorian Gray“ in der hochgelobten Inszenierung von Bastian Kraft. Eine beeindruckende One-Man-Tour-de-Force, die sich schnell abnutzt…
Obwohl die Bühnenfassung des einzigen Romans Oscar Wildes von Regisseur BASTIAN KRAFT auf knapp 90 Minuten eingedampft wurde, ist man im Anschluss dennoch wie erschlagen – denn so toll es ist, dass ein einziger Schauspieler (MARKUS MEYER) sämtliche Rollen verkörpert, so ermüdend ist dies auch. Trotz darstellerischer Bandbreite und Wandelbarkeit bleibt die Stimmfrequenz doch immer die Gleiche und das beginnt dann irgendwann zu langweilen, zu nerven. Für die Produktion, die 2010 in Wien seine Premiere erlebte, hat der Ausstatter PETER BAUR ein Klettergerüst mit Monitoren entworfen – unverkennbar, denn die Grundstruktur des Settings erinnert doch sehr an Krafts wunderbarer „Homo Faber“ – Inszenierung am Schauspielhaus Zürich (im Bühnenbild von Baur). Sämtliche von Meyer gespielten Rollen tauchen wahlweise komplett oder als Versatzstücke und Zitate auf den Monitoren auf, die Rollen bleiben immer oberflächlich, ganz im gewollten „Look-and-Feel“ des vikorianischen Dandytums des Autors Oscar Wilde. Nur der Protagonist ist physisch präsent. Die Schönheit Dorian Grays manifestiert sich dann auch im komplett mit Goldfarbe überzogenem Gesicht Meyers, erst als er am Schluss sein Porträt zerstört, zerstört er auch sich selbst und wischt die Farbe ab. Bastian Kraft schafft viele schöne Momente, die Videos von PETER BAUR; ALEXANDER RICHTER und MICHAEL SCHÜLLER sind grossenteils betörend schön – Innenleben gibt es jedoch nur als Aussenleben, unter die Oberfläche wird nie geblickt, das mag (ein passendes) Konzept sein, gepackt hat es mich nicht. Mag man Oscar Wilde, so hat man jedoch an diesem Abend seine wahre Freude, denn hat man jemals die Romanvorlage „Das Bildnis des Dorian Gray“ oder seine Aphorismen gelesen, so erkennt man permanent altbekannte köstliche Bonmots und Boshaftigkeiten. Alleine deswegen hat es sich schon gelohnt, nach Winterthur zu fahren, unabhängig davon jedoch, ist es immer eine Freude dieses Haus zu besuchen, nebst der erwähnenswerten Brasserie „Les Coulisses“. I like it! Very much!
Es ging uns genau gleich. Wir zogen den Hut vor der Idee, vor der Umsetztung und vor Markus Meyer. Dennoch erschienen uns die 75 Minuten lang.
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Und wir haben uns leider gar nicht gesehen, lieber Pio. Sind im Anschluss aber auch gleich gegangen, da wir ja am nächsten Tag nach London geflogen sind…………………….bis bald, ganz liebe Grüsse! A
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