David Foster Wallace schuf mit „Unendlicher Spass“ ein Mammut-Werk (in der deutschen Übersetzung mit 1545 Seiten) und behandelt darin unter anderem die Themen Drogensucht, Depression, Abhängigkeit, Familienkonstellationen in einer nicht allzu fernen Zukunft. Regisseur THORSTEN LENSING hat zusammen mit seinem Dramaturgen THIERRY MOUSSET eine 4 stündige Textfassung erarbeitet und zusammen mit einem hochkarätig besetzten Ensemble auf die Bühne gebracht – klingt erst mal anstrengend, ist es aber nicht, denn jede einzelne Minute hat sich für den Zuschauer gelohnt…
Hauptfiguren und immer wieder auftauchender Handlungsschwerpunkt sind die drei Brüder der Familie Incandenza – Hal, hochtalentierter Schüler an einer Sportakademie (URSINA LARDI), Orin, Football-Spieler der Arizona Cardinals (DEVID STRIESOW) und der körperlich stark behinderte Mario (ANDRÉ JUNG). Unterschiedlicher können die drei nicht sein – vor allem André Jungs Darstellung geht zu Herzen und zieht einen immer wieder emotional in den Bann, während vieler nächtlicher Bettgespräche mit seinem Bruder Hal. Unzählige weitere obskure Figuren und Begebenheiten werden collagenartig erzählt und miteinander verwoben, da gibt es zum Beispiel die verschleierte Radiomoderatorin Joelle Van Dyne, Mitglied der „Liga der rüde Verunstalteten und Entstellten“ (JASNA FRITZI BAUER) oder der medikamentensüchtige Don Gately (grossartig vom Leben gezeichnet und verletzlich HEIKO PINKOWSKI) von den AAs sowie der äusserst wandlungsfähige SEBASTIAN BLOMBERG, wie seine Kollegen ebenfalls in mehreren Rollen (u. a. als Radiomoderator oder in einer Episode als köstlicher Konversationalist). Sämtliche Figuren stehen unter Druck, unter Zwängen, fast alle sind Verlierer in einer anstrengenden Welt ohne Ruhe – das Leben als einziger Kampf, den man fast nicht gewinnen kann. Alle sechs Darsteller können mit ihren Rollen und ihrer Spielfreude unterschiedlicher nicht sein und dennoch ergibt der Abend ein homogenes Ganzes. Viele Momenten gehen unter die Haut und berühren sehr (etwa Jasna Fritz Bauer als Cracksüchtige mit ihrem „Geburts“-Monolog), kurz darauf muss man herzhaft lachen aufgrund einer irrsinnigen Situationskomik oder den schrägen Mimiken des immer wieder grossartigen Devid Striesow. Was für eine tolle Produktion! Sex and Drugs and Rock’n Roll – ganz grosses Kino…
„Unendlicher Spass“ ist eine Koproduktion mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Schauspiel Stuttgart, Schauspielhaus Zürich, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Theater im Pumpenhaus Münster, Sophiensäle Berlin, Kampnagel Internationale Kulturfabrik Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt/Main und Les Théatres de la Ville de Luxembourg.
Der Roman erschien 1996 im Original unter dem Titel „Infinite Jest“. David Foster Wallace nahm sich im Alter von 46 Jahren nach einer schweren depressiven Episode 2008 das Leben.
„Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“ von David Foster Wallace ist eine brilliante Reisereportage. Extrem aufmerksame Beobachtung der Umwelt und so humorvoll geschrieben, dass man auf jeder Seite lacht.
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Ja, das habe ich auch gelesen – köstlich. Ich habe mehrere Jahre für verschiedene Schiffe gearbeitet, kenne das Kreuzfahrtbusiness also sehr gut und habe mich umso mehr darüber amüsiert……. herzlichst aus Zürich. A.
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