Als einmaliges Gastspiel der Komischen Oper Berlin gab es am Opernhaus Zürich Barrie Koskys Erfolgsproduktion „Eine Frau, die weiss, was sie will“ von Oscar Straus zu sehen. Sämtliche Rollen wurden dabei von nur 2 Personen übernommen – Dagmar Manzel und Max Hopp…
Natürlich gibt es alleine für die 30 unterschiedlichen Rollenwechsel und schnellen Umzüge der Beiden schon grossen Schluss-Applaus, den haben sie sich auch verdient. Koskys einzige Ausstattung auf der Vorbühne ist eine Schwingtür, wie sie häufig für schnelle und temporeiche Klipp-Klapp-Komödien verwendet wird und so konzentriert sich alles auf die Ausgestaltung der beiden Protagonisten, die dieses Stück mit einer köstlichen Vielzahl an Charakterstudien beleben und zu dem temporeichen Operettenkleinod machen, welches es ist – alleine Max Hopp spielt sämtliche Liebhaber der Operetten-Diva Manon Cavallini bei einem gemeinsamen (!!) Dinner. Quintessenz des Abends: „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine emanzipierte Frau, die weiss, was sie will und sich das auch nimmt. Kein Wunder also, dass die Nationalsozialisten damit Probleme hatten und mit ihrer antisemtischen Hetzkampagne nicht nur den Komponisten Oscar Straus, sondern auch die damals grosse und gefeierte Diva der Berliner Operette Fritzi Massary ins Exil trieben. Die Zeit bei dieser flotten Inszenierung vergeht wie im Fluge und so ist nach 90 Minuten die komplette Geschichte erzählt, die wunderbar beschwingte Musik bleibt noch lange im Ohr. Manzel und Hopp wechseln die Geschlechter, das Alter, die Dialekte und spielen teilweise in halb/halb-Kostümen Mann und Frau zeitgleich – das ist unterhaltsam und amüsant, aber dann ist es auch irgendwann genug mit der Berliner Gassenschnauze. Aus dem Graben swingt es herrlich mit den mitgereisten Musikern der Komischen Oper unter Adam Benzwi, das ist Unterhaltung, das ist Entertainment, aber keine Spur von Oberflächlichkeit – Barrie Kosky, selbst mit jüdischen Wurzeln, versteht es, am Kitsch vorbei zu erzählen. So soll es sein! Und so klingt es auch! Ein vergnüglicher 2-Personen-Kraftakt als Kammerspiel, das sehr gut auch ohne Chor, Balletteinlagen und grosse Ensembles auskommt und gleichzeitig den Biss der Berliner Operetten der 20er Jahre hat. Kein Wunder hat diese Produktion in Berlin mittlerweile Kultstatus…
„Eine Frau, die weiss, was sie will“ von Oscar Straus (1870 – 1954)
Zuletzt besuchte Operetten-Vorstellungen:
„Ball im Savoy“ – Staatstheater Nürnberg 27.01.2019
„Die Rache der Fledermaus“ – Casinotheater Winterthur 30.08.2018
„Le Chanteur de Mexico“ – Opéra de Lausanne 31.12.2017