„Henosode“ heisst der neue Abend von RUEDI HÄUSERMANN (der u.a. 2011 mit dem Züricher Kunstpreis und 2018 mit dem Schweizer Theaterpreis ausgezeichnet wurde) – das ist Berndeutsch und bedeutet so viel wie etwa „so ist es eben“ und das bringt den Abend auch ganz gut auf den Punkt – wie bei all seinen Arbeiten muss man sich einfach darauf einlassen und Freude an Musik und kleinen feinen Dingen haben – dann ist so ein Häusermann-Abend ein wirklich tolles Erlebnis…
„Henosode“ ist nicht der stärkste Abend, den Häusermann im Laufe der letzen Jahre für das Schauspielhaus Zürich auf die Bühne gebracht hat (meine Favoriten waren wohl der Ländler-Abend: „Kapelle Eidgenössisch Moos“ von 2011 und „Vielzahl leiser Pfiffe. Umwege zum Konzert “ von 2012) – aber es ist einmal mehr ein typischer Häusermann-Abend: selbstkomponierte Musik mit immerfort währender leiser Ironie, hauchzarte Komik, eine dezente Prise „Loriot“hafte Begebenheiten und unauffällig eingestreute Karl-Valentin-Sprüche, ein Sammelsurium an absurden Geräuschen (wunderbar: der Handtuch-Spender/Händetrockner am Waschbecken als Running-Gag), Licht und Ton-Collagen und eh man sich versieht, ist der Abend auch schon wieder zu Ende. Die Bühnenbildnerin BETTINA MEYER hat hierfür die Schiffbau-Box mit neuen bespielbaren Wänden ausgestattet und allerlei Theaterzauber installiert, von Drehtüren und eben jenem herrlich tönenden Handtuch-Spender, bis hin zu Rauchabzugsklappen und Rauchausstossrohren oder ein Sammelsurium an Zimmerpflanzen – alles was vorhanden ist, wird bespielt, alles was dezente Geräusche verursacht, wird integriert und eingebaut. Das ist liebsam-klein und wunderlich-liebenswert – wie immer, wenn Ruedi Hàusermann am werkeln ist. Manche Szenen, wie etwa die Doppelung der Musiker durch verschiedene wandernde Spiegelungen, sind einfach grossartig. So kommt es einem vor: es wird gebastelt, gezupft, komponiert und ausstaffiert und dabei entstehen amüsante, oberflächlich-tiefgründige 75 Minuten: es geht um Windmaschinen-Durchzüge und scherengeschnittenen Schnee, Auftritte über die Tischversenkung, musikalisch-rhythmische Treppen-Abgänge und durchgezählte Tischchoreografien (ebenfalls wunderbar!), Muttertelefonate und durch magisch-riesige Flüstertüten angekündigte Quartette sowie am Schluss ein grosses inszeniertes Boulevard-Finale samt leibhaftiger Erscheinung der Mutter in der sich drehenden Wand. Das ist liebenswert, sehenswert und wundersam häusermannesk. Man fragt sich immerfort, wohin die Reise geht und dabei ist es letztendlich total egal – man muss loslassen und hören. Loslassen und schauen. Loslassen und staunen. Hauptsache: Häusermann mit seinen liebenswerten kleinen Details. Toll!
6 Kommentare