Stephen King – Die Arena.

Kein Kultur-„Stress“ derzeit – Corona lässt grüssen, dafür allabendlich auf dem heimischen Sofa oder gleich direkt ins Bett mit vielen Büchern. Wunderbar. Und nach vielen intellektuellen Buchempfehlungen von Literaturclub, Feuilleton und Konsorten und dem Wiederlesen teils verstaubter Klassiker, auch mal wieder richtig grosse Lust auf einen packenden Pageturner von Stephen King – nach wie vor einer der erfolgreichsten amerikanischen Autoren, glücklicherweise nicht mehr ganz so unterschätzt wie zu seinen Anfängen…

„Die Arena“ (im Original „Under the Dome“) wurde bereits 2009 veröffentlicht und war zwischen 2013 und 2015 als Serie auf CBS und später auch im deutschsprachigen Free-TV zu sehen. Mit 1280 Seiten ist dieser Wälzer einer der umfangreichsten Romane im Werk von Stephen King, bietet aber von Anfang bis zum Ende beklemmende Gefühle und Spannung pur. In den letzten Jahren habe ich wieder regelmässig zu einem neu erschienenen King gegriffen und wurde nie enttäuscht, etwa zuletzt bei „Der Outsider“ oder der zwischen 2014 und 2016 erschienenen und wirklich lesenswerten Bill-Hodges-Trilogie  („Mr. Mercedes“/“Finderlohn“/“Mindcontrol“).

Mit „Die Arena” legt Stephen King ein faszinierendes neues Monumentalwerk vor – seinen umfangreichsten und fesselndsten Roman seit „The Stand – Das letzte Gefecht”. Urplötzlich stülpt sich eines Tages wie eine unsichtbare Kuppel ein undurchdringliches Kraftfeld über Chester’s Mill. Die Einwohner der neuenglischen Kleinstadt sind komplett von ihrer Umwelt abgeschnitten. Und auf einmal gilt kein herkömmliches Gesetz mehr … (Heyne Verlag)

Wie meistens bei King ist es der alltägliche Horror, der seine Storys glaubwürdig und schrecklich realitätsnah macht und nicht der grosse Schockmoment. In diesem Roman geht es um klaustrophobische Zustände, um sich rasch verändernde Strukturen im gemeinschaftlichen Zusammenleben, um Macht und Gewalt(phantasien). Je weiter die Geschichte fortschreitet, umso intensiver wird für den Leser der Eindruck, den Plot zu kennen und vorhersehen zu können – wie schnell sich doch in einer geschlossenen Gesellschaft faschistische Tendenzen und Machtstrukturen entwickeln und rasend schnell verstärken, nicht umsonst werden auch „Braunhemden“ als Anspielung auf den deutschen Nationalsozialismus zitiert. Und erschreckend, wie schnell sich brave Bürger zusammenrotten und einen gefährlichen Mob bilden. Dazu kommt noch der der fast schon fanatische christliche Glaube in dieser Kleinstadt, alles natürlich eine Anlehnung an die konservativen Kräfte der USA – eigentlich ist dieses Szenario im Hinblick auf die aktuelle Situation in Amerika aktueller denn je. Bei King sind es auch immer wieder die kleinen und liebevollen Details in der Erzählung, die grosses Lesevergnügen bieten und neben der ganzen Düsternis auch mal etwas Heiteres berichten, etwa wenn vom einzigen funktionierenden christlichen Radiosender in Chester Mills WCIK gerade ein Titel von Ernie «The Barrel» Kellogg and His Delight Trio zu hören ist, mit dem köstlichen Titel „I Got a Telefone Call from Heaven and It was Jesus on the Line“. Das Finale bzw. die Auflösung ist überraschend und nicht uninteressant. Beklemmend! 

 

„Die Arena: Under the Dome“ von Stephen King, 2009, Heyne Verlag, ISBN: 978-3453266285 (Werbung)

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