Carol Shields – Das Tagebuch der Daisy Goodwill.

Die kanadische Autorin Carol Shields ist heutzutage etwas in Vergessenheit geraten, in der Versenkung verschwunden. Schade, denn ihr Roman „Das Tagebuch der Daisy Goodwill“, mit dem sie 1995 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, lohnt sich als Lektüre… 

Der Roman – im Original „The Stone diaries“ (1993) zeichnet in Form von Episoden, Briefen und Tagebucheinträgen absolut lesenswert das unprätentiöse Leben einer Frau im 20. Jahrhundert, angefangen bei Daisys Geburt, bis hin zu ihrem Verfall und Tod. Mir ist der Roman in die Hände gefallen, als ich auf der Suche nach Ferien-Lektüre mit etwas Lokalkolorit für eine längere Kanada-Reise war. 1935 in Illinois, USA geboren, wanderte sie mit ihrem kanadischen Mann in dessen Heimatland in den Bundesstaat British Columbia aus. Sie schreibt über Frauen und deren Beziehungen untereinander, über alltägliches Leben von Menschen aller Gesellschaftsschichten.

An einem allzu heißen Nachmittag des Jahres 1905 kommt Daisy Goodwill in einer Sturzgeburt auf die Welt. Die Mutter stirbt, Grund für die lebenslange Trauer ihres verträumten Vaters. Daisy wächst bei der Nachbarin Clarentine und deren Sohn Barker auf, der später Daisys große Liebe werden wird. Doch bis dahin muss sie eine schwierige Jugend und eine unglückliche erste Ehe durchleben. Zufriedenheit erfährt Daisy erst mit Barker und den gemeinsamen Kindern. Im hohen Alter vom Leben gebeutelt, macht Daisy noch eine große Reise, ehe sie in einem Altersheim die Vergänglichkeit erleidet und stirbt. (Piper Verlag)

Fernab jeglicher Romantik erfährt man viel über Daisys Wünsche, Entbehrungen, Hoffnungen, Träume, aber auch über kleine Glücksmomente im geregelten Leben einer eher einfachen Frau. Über das Leben im kanadischen Alltag – was ich mir von diesem Roman erhofft hatte – erfährt man eher wenig, dafür gibt es einige skurrile Momente, die mich fast ein wenig an den Stil John Irvings erinnern. Eine schöne und unkomplizierte Lektüre, die Lust auf weitere Romane dieser Autorin macht. Carol Shields starb 2003, ihr letzter Roman „Die Geschichte der Reta Winters“ erschien 2005 auf deutsch und war für mehrere Preise nominiert.

„Das Tagebuch der Daisy Goodwill“ von Carol Shields, Piper Verlag, 2018, EAN 978-3-492-55023-9 (Werbung)

Zuletzt gelesen:

Petros Markaris – Drei Grazien

Amor Towles – Ein Gentleman in Moskau

Hansjörg Schneider – Hunkeler in der Wildnis

Stephen King – Die Arena

Lukas Hartmann – Der Sänger

Elton John – ICH

Tim Krohn – Projekt: Menschliche Regungen

Daniel Defoe – Robinson Crusoe

15 Kommentare

    1. arcimboldis_world

      Ja, ich muss wirklich sagen, mir hat das total gut gefallen. Ich kannte Carol Shields nur dem Namen nach, wusste weder was sie geschrieben hat, noch hatte ich jemals was von ihr gelesen. „Das Tagebuch der Daisy Goodwill“ hat mir total gut gefallen und kann ich guten Gewissens weiterempfehlen. Eine unprätentiöse Erzählung dieses Lebens, ohne dass es gleich typische „Frauenliteratur“ ist (was auch immer das sonst ist…. 🙂 ). Herzlichen Gruss aus Zürich. A

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