Daniel Cole – Hangman.

Nach dem wirklich spannenden Roman-Debüt „Ragdoll“ des britischen Autors Daniel Cole, einem gut konstruierten Thriller, folgte relativ rasch mit „Hangman“ ein Nachfolger in dieser „New-Scotland-Yard-Serie“, dem man schon etwas anmerkt, dass schnell etwas „nachgeschoben“ werden musste. Dennoch ist auch „Hangman“ ein Pageturner und überzeugt mit Spannung und interessantem Plot…

In Corona-Zeiten und entsprechend viel Zeit zu Hause auf dem Sofa, ist „Hangman“ also genau der richtige Lesestoff. Der Roman schliesst an den ersten Band an, da jedoch Fawkes verschwunden ist (und bleibt), stellt Daniel Cole seiner sperrigen Protagonistin Emily Baxter neue Charaktere an die Seite: Die FBI-Ermittlerin Elliot Curtis und den etwas geheimnisvollen CIA-Agenten Damien Rouche. Ebenfalls wieder mit von der Partie ist der heimliche Held des ersten Bandes: Edmunds.

In New York wurde ein Toter an der Brooklyn Bridge aufgehängt, das Wort „Köder“ tief in seine Brust geritzt. Das lässt nur einen Schluss zu: Ein Killer kopiert den berühmten Londoner Ragdoll-Fall. Chief Inspector Emily Baxter wird sofort von den US-Ermittlern angefordert. In den USA ist der Druck der Medien enorm. Als ein zweiter Toter entdeckt wird, diesmal mit dem Wort „Puppe“ auf der Brust, dreht die Presse völlig durch und mit ihr die Internet-Communities. Baxter und ihre Kollegen von FBI und CIA werden zum Spielball des grausamen Mörders – wer kann seinen Irrsinn stoppen? Und wer hält im Hintergrund die Fäden in der Hand? (Ullstein Verlag)

FBI, CIA und New Scotland Yard arbeiten zusammen, reisen zwischen England und den USA hin und her, die Fälle hängen zusammen und alles ist miteinander verwoben, das ist stellenweise absolut unglaubwürdig, aber Cole schafft es, sich oftmals über jegliche Logik und Sinnhaftigkeit hinweg zu setzen und wenn man das als Leser akzeptiert und mitgeht, bleibt es irgendwie schlüssig. Einer Überprüfung und Recherche hält der Plot aber sicherlich nicht stand – je weniger, wenn man sich dem grossen und absehbaren Showdown am Ende nähert. Eigenartigerweise ist auch die finale Auflösung des Falles (die ohne zu viel verraten zu wollen, doch etwas obskur und an den Haaren herbeigezogen wirkt) eher unwichtig und belanglos bis nebensächlich. Das ist einer der grossen Schwachpunkte dieses Thrillers. Mir hat er dennoch gefallen, da die Charaktere durchwegs interessant sind und es auch bleiben und machen wir uns nichts vor, es ist ein extrem konstruierter Thriller, der etwas  Spannung und Nervenkitzel bieten will (und auch soll) und keine grosse Jahrhundert-Literatur. Und diesem Anspruch wird „Hangman“ absolut gerecht, deshalb Daumen hoch und auf zum nächsten Band: „Wolves“…

„Hangman“ von Daniel Cole, Ullstein Verlag, 2018, ISBN: 9783548289212 (Werbung)

Zuletzt gelesen:

Frédéric Martel – Sodom. Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan

Daniel Cole – Ragdoll

Søren Sveistrup – Der Kastanienmann

Carol Shields – Das Tagebuch der Daisy Goodwill

Petros Markaris – Drei Grazien

Amor Towles – Ein Gentleman in Moskau

Hansjörg Schneider – Hunkeler in der Wildnis

Stephen King – Die Arena

Lukas Hartmann – Der Sänger

 

6 Kommentare

    1. arcimboldis_world

      🙂 Danke! SUG = Stapel ungelesener G…? Wenn es ein Stapel ungelesener Bücher ist, dann ist das nicht tragisch, jedes Buch zu seiner Zeit. Derzeit hat man ja viel Zeit UND Muse zum Lesen, also ich zumindest, geniesse das total. Und derzeit lese ich lieber einen Thriller als „grosse Literatur“ (was auch immer das beinhaltet). Lese ja eh immer mehrere Bücher gleichzeitig. Aktuell lese ich nach vielen Jahren mal wieder „Das Parfum“ (immer noch wunderbar), den dritten Band von der New-Scotland-Yard-Serie (als den Nachfolger von „Hangman“ – „Wolves“), den ersten Band der Thomas Cromwell – Trilogie von Hilary Mantel und mein derzeitiger Favorit ist: „Die Optimisten“ von Rebecca Makkai, toll! Dir einen guten Start in die neue Lesewoche, herzlichst aus Zürich. A.

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