Agil wie seine Musik steht HEINZ HOLLIGER am Pult des Tonhalle Orchesters Zürich und leitet eine beeindruckendes Konzert, welches das alljährliche Festival „Focus Contemporary Zürich“ seinem Achtzigsten Geburtstag gewidmet hat. Zusammen mit der wunderbaren PATRICIA KOPATCHINSKAJA und dem Duo ANITA LEUZINGER und ANTON KERNJAK gibt es Werke von Holliger himself und Bernd Alois Zimmermann zu hören – ein spannender Abend!
Heinz Holliger hebt nicht nur die musikalischen Leistungen Louis Soutters hervor, vielmehr betont er auch die Bedeutung von Soutters Gemälden für diese Komposition: „Seine extrem nervöse Strichart kann man fast eins zu eins in Tonhöhen umsetzen“ und so schafft Holliger mit dem Tonhalle Orchester und der famosen Patricia Kopatchinskaja ein sprichwörtliches Klangbild als Hommage an Louis Soutter. Entstanden als Auftragswerk zum 75-Jahr-Jubiläum des Orchestre de la Suisse Romande und nun eben auch im Rahmen des jährlichen Fokus Contemporary. Kopatchinskaja, die sagt, dass sie bei jedem Konzert, selbst zum Stück wird, ist wie immer authentisch und geht in Holligers eher sperrigem Violinkonzert vollends auf, Von Holliger selbst kann man kaum die Augen lösen, so engagiert und konzentriert dirigiert er sein eigenes Werk. Das ist für den Konzertbesucher eben nicht nur musikalisch, sondern auch visuell sehr interessant, vor allem natürlich bei den weiteren im Vordergrund stehenden Solisten am Zymbal, am Marimbaphon und der Harfe, schade, konnte man deren Namen dem Programmheft nicht entnehmen.
Heinz Holliger – Violinkonzert „Hommage à Louis Soutter“ (Violine: P. Kopatchinskaja) und „Romancendres“ für Violincello (A. Leuzinger) und Klavier (A. Kernjak)
Bernd Alois Zimmermann – Sinfonie in einem Satz
Encore – Patricia Kopatchinskaja: „Das kleine Irgendwas“ von Heinz Holliger
Kopatchinskaja gibt nach dem Violinkonzert noch ein entzückendes Encore mit einem kleinen, aber äusserst feinen Stück von Holliger. Zur Einführung dazu erzählt sie, dass Heinz Holziger ihr das dereinst per Post zusandte. Man merkt die Verbundenheit der Beiden. Und Kopatchinskaja brennt auch bei dieser kleinen Zugabe und zeigt einmal mehr ihre grossartige Leidenschaft für die Musik und ihr Instrument. Famos! Es folgt „Romancendres“, ein fast schon deprimierendes Werk, dem ein Akt der Zerstörung zugrunde liegt. Clara Schumann verbrannte 1893 unveröffentlichte Manuskripte ihres Mannes, die dieser 40 Jahre zuvor komponiert hatte. Der Name des Werkes setzt sich aus „Romances“ und „Cendres“ zusammen – „Romanzen/Asche“. Eine Hommage an Robert Schumann und seine der Nachwelt somit vorenthaltenen Werke, gespielt und interpretiert von der Cellistin Anita Leuzinger (sichtbar nervös vor dem ersten Ton) und Anton Kernjak (Klavier). Interessante rhythmische Sequenzen wechseln sich ab mit melancholischen, fast schon traurigen Momenten und empfindsamen Phrasen. Nach der Pause dann Bernd Alois Zimmermanns opulentes Werk von 1952. Holliger entlockt auch hier der riesigen Orchesterbesetzung immense Klangfarben und schafft einen voluminösen Schlusspunkt dieses langen und sehr intensiven Konzertes. Nach dem Vorstellungsbesuch von Holligers Oper „Schneewittchen“ 2014 in Basel, hätte ich nicht gedacht, mich jemals wieder mit seiner Musik anfreunden zu können, aber dank der UA von „Lunea“ 2018 am Opernhaus Zürich und vor allem dieses Konzertes in der Tonhalle MAAG, bin ich gänzlich versöhnt…
Zuletzt besuchte Konzerte:
Järvi/Kuusisto – Sibelius/Tschaikowsky/Tüür – Tonhalle MAAG 30.10.2019
Järvi/Fröst: Tschaikowsky/Copland – Tonhalle MAAG 27.10.2019
Paavo Järvi: Pärt/Sibelius – Tonhalle MAAG 04.10.2019
#bebeethoven – Tonhalle MAAG 06.09.2019
Urbanski/Thibaudet: Bernstein/Gershwin/Lutoslawski – Tonhalle MAAG 21.06.2019
Ligeti/Pintscher – ensemble intercontemporain / Tonhalle MAAG Zürich 10.05.2019
10 Kommentare