Einstein on the Beach – Grand Théâtre de Genève 13.09.2019

Um es gleich vorneweg zu sagen: Diese vier pausenlosen Stunden von „Einstein on the Beach“ mit der grossartigen Musik von Philipp Glass vergingen wie im Fluge und waren äusserst kurzweilig. Das war aber auch zu erwarten, wenn ein circensischer Bilderstürmer wie DANIELE FINZI PASCA inszeniert…

Mit dieser Saisoneröffnung hat AVIEL CAHN einen Coup gelandet über den man spricht. Und sogleich macht er sein Versprechen war, das Grand Théâtre de Genève aus seinem elitären Dornröschen-Schlaf zu holen und zu öffnen, bereits kurz nach der Premiere gab es ein Rahmenprogramm mit diesem Werk bei den „Opening Days“ des CERN. Aber auch der Medienpräsenz konnte man sich nicht entziehen, selbst eine eigene Eissorte wurde hierfür kreiert. Und trotz des Rummels ist dies ein feinfühliger, bildreicher Abend geworden, der die Musik untermalt, aber nie effekthascherisch übertüncht. Dennoch braucht man genügend Sitzfleisch, Ruhe und muss sich darauf einlassen können. Das Stück hat keine Handlung, ist vielmehr eine Collage und wo musikalisch Glass drauf steht, ist auch Glass drin – wunderbar und ebenfalls ausdauernd musiziert von einem für diesen Event zusammengestellten Klangkörper, bestehend aus Sängern und Musikern der Genfer Musikhochschule – dem „Einstein-Ensemble“. Angeführt vom musikalischen Leiter des Abends TITUS ENGEL zählt sich das frische und engagierte junge Team durch die repetitive Musik von Philipp Glass. Einzelne Nummer, dazwischen Texte zu Feminismus oder marketinglastige Textfragmente, eine wunderbare Solistin – die sehr präsente Geigerin MADOKA SAKITSU, Toncollagen und Samples. Lässt man sich darauf ein, sind diese repetitiven Loops, die immer irgendwie ähnlich, aber nie gleich klingen, einfach wunderbar, entspannend und doch immer wieder aufs Neue packend, fesselnd und so viel spannender als die ähnlich lang dauernde vordergründige Opulenz eines Richard Wagners. Auf der Bühne wird illustriert, getanzt, geschwebt, geklettert, geschwommen und auf einem Pferd geritten (zugegebenermassen sehr plakativ und für mich der einzige Kritikpunkt des Abends…). Die COMPAGNIA FINZI PASCA bietet alles auf, was von ihr erwartet wird und das sind teils grossartige Bilder, wenn gleich manche Dinge sich wiederholen und dadurch der Wow-Effekt etwas abstumpft mit der Zeit. Aber dann hatte man als Zuschauer immer noch die Möglichkeit aufzustehen und für eine kurze Pause den Saal zu verlassen. Wunderbar musiziert, wunderbar umgesetzt, begeistertes Publikum mit wenig Abgängen – ein absolut sehenswertes Spektakel zur Eröffnung der Saison und der neuen Ära Aviel Cahns. Der Trip nach Genf hat sich gelohnt, bereits in der ersten Spielzeit folgen einige weitere interessante Projekte. Vielversprechend. Congrats!!!!

„Einstein on the Beach“ von Philipp Glass/Robert Wilson, UA 1976

Zuletzt besuchte Musiktheater-Vorstellungen:

„Elektra“ – Oper Zürich 15.07.2019

„Last call“ (UA) – Oper Zürich 28.06.2019

„Tristan und Isolde“ – Theater Bern 27.06.2019

„Hippolyte et Aricie“ – Oper Zürich 07.06.2019

„La sonnambula“ – Oper Zürich 09.05.2019 (konzertant)

„Manon“ – Oper Zürich 22.04.2019

 

 

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