Elektra – Oper Zürich 15.07.2019

Was kann es denn Schöneres zum Saison-Ende geben, als eine grossartige „Elektra“-Vorstellung in wunderbarer Besetzung? Fällt mir spontan nichts ein. Die Inszenierung MARTIN KUŠEJS von 2003 ist zwar immer noch Geschmacksache, aber musikalisch geht man nach dieser Vorstellung begeistert in den in diesem Jahr opernfreien Sommer…

Kein Bayreuth- oder sonstiges Festival steht dieses Jahr an, tatsächlich mehrere Wochen ohne Kunst und Kultur – für 2019 eine bewusste Entscheidung und so konnte ich meine  – seit Jugendjahren – Herzensoper „Elektra“ umso mehr geniessen. Von den unzähligen an diversen Häusern erlebten Elektra-Besetzungen war diese sicherlich eine der stärksten und beeindruckendsten, sowohl musikalisch als auch in der Darstellung. Die Inszenierung ist mir – auch nach mehrmaligem Besuch – immer noch ein ungelöstes Rätsel, sie hat sowohl interessante Bilder, aber eben auch peinliche Momente (wann immer die Statisterie über die Bühne stolpern muss, ob in fleischfarbenen Body-Suits, damit in der heiligen Oper bloss keine Nacktheit zu sehen ist – oder in Swingerclub-Lack-und-Leder-Outfits, huh, das ist einfach grottenschlecht und unnötig…). Aber auch bei Kušej steht natürlich der Rachegedanke Elektras im Vordergrund und sobald diese vollzogen ist, ist die Geschichte auserzählt, man weiss nicht, ob sie am Ende denn nun stirbt oder nicht, das bleibt in diffusem Nebel ungelöst. Man ist sich bei dieser Produktion auch nie ganz sicher, ob sich das in einer Psychiatrie, einem Sex-Club oder einem Kellergewölbe verortet oder einfach eine 105minütige Traumsequenz zu sehen ist. Ist aber auch egal, denn musikalisch war Bombast zu erleben mit der stimmgewaltigen jungen – für mich neu zu entdeckenden – Amerikanerin TAMARA WILSON als Chrysothemis. Im Dreigestirn ebenfalls gewohnt grossartig WALTRAUD MEIER als Klytämnestra und überragend eine sehr jugendlich anmutende EVELYN HERLITZIUS als hingebungsvoll-glühende Elektra, glaubhaft in all ihren Facetten. CHRISTOF FISCHESSER (Orest) und MICHAEL LAURENZ (Aegisth)  sind den Damen absolut ebenbürtig. Am Pult SIMONE YOUNG, sehr erfahren mit Strauss und vor allem diesem Werk, zeitweise mit dem Orchester jedoch dynamisch fast schon an der Grenze zum Erträglichen (und dabei mag ich persönlich es gerne laut…). Dennoch gibt es auch wunderbar zärtliche Momente. Lang anhaltende Ovationen für alle Beteiligten – Ein tolles Saisonfinale!

Zuletzt besuchte Musiktheater-Vorstellungen:

„Last call“ (UA) – Oper Zürich 28.06.2019

„Tristan und Isolde“ – Theater Bern 27.06.2019

„Hippolyte et Aricie“ – Oper Zürich 07.06.2019

„La sonnambula“ – Oper Zürich 09.05.2019 (konzertant)

„Manon“ – Oper Zürich 22.04.2019

„humanoid“ – Theater Winterthur 03.03.2019

„Lucia di Lammermoor“ – Oper Zürich 28.02.2019

 

 

8 Kommentare

  1. FEL!X

    Bei dieser Strauss-Oper bevorzuge ich eine konzertante Aufführung, oder lege wieder mal die CDs (Solti, Nilsson) auf, weil manche Inszenierungen entweder grotesk oder peinlich sind. Das selbe gilt auch für «Salome».

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    1. arcimboldis_world

      Liebe Felix – die Solti/Nilsson – Aufnahme ist auch meine liebste Gesamtaufnahme, mit der bin ich gross geworden!!!!! So ist eben Regietheater. Es ist nicht immer alles grotesk und peinlich, die Geschmäcker sind einfach verschieden und das ist auch gut so. Wäre ja blöd, wenn alles immer allen gefallen würde. Und natürlich gilt immer: „prima la musica, dopo le parole…..“ – abgesehen davon, sind manche Libretti auch so blöd, dass man diese besser eh nur konzertant hören kann, weil so abstrus…… – einen herzlichen Gruss nach Thailand aus Zürich. a.

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