Zurück auf Null. Alles beim Alten. Als hätte es diesen Lockdown und die teilweise beängstigenden Momente der Corona-Krise nicht gegeben. So der Eindruck am vergangenen Samstag während eines hektischen Spazierganges durch die Zürcher Innenstadt…
Mehr als Tausend Teilnehmer an einer Anti-Rassismus-Demo, überwiegend nah beieinander und grossenteils ohne Maske. In den Strassen und Geschäften emsiges Treiben, Konsum und Kaufrausch, das grosse Nachholen des Shopping-Erlebnisses hat begonnen. Seit 6. Juni sind grössere Ansammlungen bis 300 Personen wieder erlaubt, Clubs öffnen (der Hotspot für Super-Spreader) und auch das kulturelle Leben erwacht: die Tonhalle Zürich, das Opernhaus Zürich – sie alle öffnen nun doch noch in dieser bereits zu Ende gehenden Saison mit Minimalprogrammen. Das Opernhaus bietet ganz spontan ein einwöchiges Festival mit Recitals von Diana Damrau, Benjamin Bernheim, Julie Fuchs, Piotr Beczala, Thomas Hampson, Camilla Nyland, Javier Camarena und Sabine Devieilhe. Maestro Paavo Järvi dirigiert in der Tonhalle MAAG gleich 12 Kurzkonzerte mit Werken in kleinerer Besetzung – ohne Pause, nur 1/5 verkaufte Plätze (also wohl ca. 250), man kann seine Taschen, Schirme, Mäntel mit in den Saal nehmen. Hurra. Ich überlege ernsthaft.
Und man kann sich nun auch mittels Gesichtsmaske unübersehbar zu seinen Leidenschaften bekennen. Der Richard-Wagner-Verband Nürnberg (dessen Mitglied ich seit 30 Jahren bin…) hat mir in seiner letzten Rundmail ein Angebot unterbreitet, zu dem man als Wagnerianer nicht nein sagen kann: „Richard-Wagner-Atemmasken“. „Für viele Wagnerianer wird unsere Maske ein sehr schönes, gebrauchsfähiges Accessoire sein, wiederverwendbar, da sehr gut waschbeständig und auch sehr komfortabel zu tragen. Gleichzeitig können wir uns vorstellen, dass auch Sammler ihre Freude daran haben werden, denn was könnte stilvoller an die ausgefallenen Bayreuther Festspiele 2020 erinnern als diese besondere und hochwertige Mundnasenmaske?“ (Richard-Wagner-Verband Nürnberg). Und das ist der volle Ernst dieses Verbandes, dessen Mitglieder ein Durchschnittsalter von gefühlt 100 Jahren (plus) haben.
Ich glaube, nun ist es wirklich höchste Zeit, um aus diesem Verein auszutreten. Hilfe…! (wobei… – schwarz mit goldener Bestickung wäre eine Überlegung wert.)
Die letzten Kolumnen zur ungeplanten C-Entschleunigung findet man hier:
ARCIMBOLDIS COLUMN #24: DIE UNGEPLANTE C-ENTSCHLEUNIGUNG – PART 1
ARCIMBOLDIS COLUMN #25: DIE UNGEPLANTE C-ENTSCHLEUNIGUNG – PART 2
ARCIMBOLDIS COLUMN #26: DIE UNGEPLANTE C-ENTSCHLEUNIGUNG – PART 3 – Travelling
ARCIMBOLDIS COLUMN #27: DIE UNGEPLANTE C-ENTSCHLEUNIGUNG – PART 4
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