Endlich als hochkarätige Tourproduktion in der Schweiz zu sehen – das vielfach ausgezeichnete Musical „The Book of Mormon“ (u.a. 9 Tony Awards) – grossartige energiegeladene Unterhaltung mit einem wunderbaren Cast, ein toller Premierenabend!!!
Überschwängliche Worte? Nein, grosse Begeisterung für eine kluge, witzige, temporeiche Show – schon lange nicht mehr eine so gut gemachte pointenreiche Musicalproduktion gesehen (zuletzt vielleicht „Everybody’s talking about Jamie“) und mich köstlich amüsiert, die Show stand seit vielen Jahren ganz oben auf unserer Watchlist. Aber gleichzeitig auch immer die Frage, ob das Thema im deutschsprachigen, im europäischen Raum beim Zuschauer ankommt oder ob das nur ein guter Plot für den amerikanischen Markt ist? Missionierende Mormonen sieht man in Europa nicht so häufig. Doch es funktioniert. Und zwar bestens. Bereits ab dem grossartigen Opening „Hello!“ steigt man ein und bleibt dabei, ist mittendrin, erliegt dem Charme dieser Show. Selbst als Skeptiker kann man sich dem herrlich-köstlichen Humor der Macher von South Parc (TREY PARKER, ROBERT LOPEZ und MATT STONE) nicht entziehen, der sich an vielen Klischees ergötzt, ja förmlich weidet, und kein Thema unter und oberhalb der Gürtellinie auslässt, welches man mit Afrika in Verbindung bringen kann – von Frauenbeschneidung, über AIDS bis hin zu „Lion King“ – alles wird verbraten und zwar auf kluge, witzige, teils bitterböse Art und Weise. Das Pendant dazu: ein schräg-schwuler Haufen hysterischer Mormonen mit einem Missionsauftrag in Uganda, ebenso gnadenlos karikiert und auf die Spitze getrieben. Temporeich, energiegeladen und absoluter Publikumsliebling: CONNER PEIRSON überzeugt als Elder Cunningham, dazu sein Spielpartner KEVIN CLAY (Elder Price) sowie die charmante NICOLE LILY-BAISDEN als Nabalungi mit grosser Musical-Stimme. Köstlich manieriert wirbeln sämtliche Mormonen-Kollegen durch den Abend, besonders hervorheben muss man allerdings den divenhaften Elder McKinley/Moroni von WILL HAWKSWORTH. So viel Action, so viel mitreissende, teils bitterböse Songs, die sich oftmals auch augenzwinkernd über das Genre Musical lustig machen, zum Beispiel bei den grossen Balladen „Sal Tlay Ka Siti (Salt Lake City)“ oder „Baptize Me“, dazu grosse schräge Ensemble-Nummern wie „Spooky Mormon Hell Dream“ – die Zeit vergeht im Flug bei dieser hervorragend besetzten und mit Liebe zum Detail produzierten hochkarätigen (Tour-)Produktion. Wäre die Zeit über Weihnachten und den Jahreswechsel nicht – wie immer – schon so stark verplant, ich würde glatt nochmals gehen. Wer die Möglichkeit dazu hat, unbedingt anschauen! Neben den üblichen Sitdown-Produktionen am Broadway oder im West-End, sind die Mormonen in Europa und USA auch on tour – „God’s favourite Musical“…
Zuletzt besuchte Musicals:
„The king and I“ – Theater 11 Zürich am 24.11.2019
„Everybodys talking about Jamie“ – Apollo Theatre London am 03.04.2019
„Les Miserables“ – Queens Theatre London am 02.04.2019
„Follies“ – National Theatre London am 01.04.2019
„La Cage aux Folles“ – Theater Basel am 31.12.2018
„Sweeny Todd“ – Opernhaus Zürich am 21.12.2018
„Miss Saigon“ – Theater 11 Zürich am 30.11.2018
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