Gerade noch geschafft. Eine Woche, bevor die Produktion im Londoner Westend am 22.10.2022 schliesst, hatten wir noch die Möglichkeit, diese grossartige Produktion mit dem überragenden SAM TUTTY als Evan Hansen zu sehen, Tutty wurde hierfür zu Recht mit dem Olivier Award als „Bester Schauspieler in einer Musical-Produktion“ ausgezeichnet…
„Dear Evan Hansen“ ist kein leichter Stoff und sowieso fühlt es sich eher nach Schauspiel mit Musik an, man mag den Begriff Musical hierfür gar nicht verwenden, die Musik ist jedoch grossartig und mitreissend. Aber der Fokus ist und bleibt natürlich die Hauptfigur Evan Hansen, der mit von seinem Therapeuten verordneten Briefen an sich selbst ein Beben auslöst. Das Stück beschreibt die Erlebnisse von Hansen nach dem Tod eines Mitschülers. 2016 hatte es Premiere am Broadway und wurde 2017 mit 6 Tonys ausgezeichnet, unter anderem als „Bestes Musical“ und für den „Besten Hauptdarsteller in einem Musical“ (Ben Platt). 2018 wurde die Aufnahme des Musicals mit einem Grammy Award geehrt. Wenn man die Produktion gesehen hat, kann man diese vielen Auszeichnungen nachvollziehen, das Stück bewegt, geht unter die Haut und es gibt mehr als einen Moment, in dem man einfach weinen muss. so sehr zieht die Geschichte den Zuschauer hinein in diese emotionale Teenager-Welt. Es ist aber mehr als eine der unzähligen Coming-of-Age-Stories, es thematisiert neben der emotionalen Welt von Evan auch den heutigen manipulativen Druck der unzähligen Social Media Plattformen und die Ohnmacht, der man teilweise ausgeliefert ist, wenn sich gewissen Dinge dort verselbständigen. Die Inszenierung von MICHAEL GREIF ist sensibel, geht einfühlsam mit diesem Thema um, verzichtet aber nicht auf humorvolle Momente, in denen jeder sich wiederfinden kann. Die Musiken von BENJ PASEK und JUSTIN PAUL sind sehr balladenlastig, gleiten jedoch nie ins kitschige ab, bilden häufig sehr intime und intensive Momente ab, gehen unter die Haut und bringen die Geschichte von STEVEN LEVENSON voran. Hier passt einfach alles. Natürlich steht die unglaubliche schauspielerische Leistung des Newcomers SAM TUTTY (der erst seine Ausbildung abgeschlossen hat und damit am Westend debütiert) als Evan Hansen im Mittelpunkt, er ist so glaubwürdig und authentisch mit seinen jugendlichen Ängsten und Sorgen, seinem eher schmächtigen Aussenseiter-Körper und dennoch überzeugt er mit einer spielerischen Leichtigkeit und wunderbarer Stimme. Das komplette Ensemble steht dem in nichts nach: LUCY ANDERSON als Zoe Murphy, LAUREN WARD als Cynthia Murphy, DOUG COLLINS als Connor Murphy, RUPERT YOUNG als Larry Murphy, JACK LOXTON als Jared Kleinman, IONA FRASER als Alana Beck und die grossartige REBECCA MCKINNIS als Evans Mutter Heidi Hansen (die uns schon 2019 in „Everybod’s talking about Jamie“ als Jamies Mutter begeistert hat). „Dear Evan Hansen“ ist eine Produktion, die man wirklich gesehen haben muss, nicht nur wegen seiner ausserordentlichen musikalischen und schauspielerischen Leistungen, sondern auch, weil sie das Thema Suizid bei Jugendlichen offen behandelt und in das Bewusstsein für eine breite Masse rückt (dies natürlich auch durch die Verfilmung von „Dear Evan Hansen“ 2021), der Hashtag #youwillbefound hat dazu sicherlich auch einiges beigetragen, das Bewusstsein zur Förderung psychischer Gesundheit zu wecken.
Zuletzt besuchte Musicals:
„&Juliet“ – Shaftesbury Theatre London 14.10.2022
„Cabaret“ at the Kit Kat Club – Playhouse Theatre London 13.10.2022
„Hamilton“ – Victoria Palace Theater London 12.10.2022
„Bodyguard“ – Premiere Theater 11 – 05.03.2020
„Les Miserables“ – Premiere Theater 11 Zürich am 23.02.2020
„The Book of Mormon“ – Premiere Theater 11 Zürich am 13.12.2019
„Everybody’s talking about Jamie“ – Apollo Theatre London am 03.04.2019
„Les Miserables“ – Queens Theatre London am 02.04.2019
„Follies“ – National Theatre London am 01.04.2019
„La Cage aux Folles“ – Theater Basel am 31.12.2018
Sehr schöner Beitrag, besten Dank für die Impulse;)
LG
Clea
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Schade ist die Produktion am WestEnd abgespielt – so toll! Ich grüsse Dich herzlichst aus Zürich. A.
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