Bodyguard – Premiere Theater 11 – 05.03.2020

Wenn Musical-Produzenten und ihren Autoren nichts Neues einfällt, adaptiert man erfolgreiche Filme für die grosse Showbühne. Das funktioniert manchmal, sogar recht gut – aber eben nicht immer. Weniger gelungen ist „Bodyguard – Das Musical“ nach dem Film von 1992 mit Whitney Houston und Kevin Costner, welches aktuell im Theater 11 in Zürich zu sehen ist und dort am 5.3. seine Schweizer Premiere hatte….

Aus einem sehr dürftigen und klischeehaften Plot, kann man eben auch keine gute Musical-Story basteln, bereits der Film wurde nach seinem Erscheinen sieben mal für die „Goldene Himbeere“ nominiert (unter anderem als „schlechtester Film“, Whitney Houston als „schlechteste Schauspielerin“, Kevin Costner als „schlechtester Schauspieler“ und Laurence Kastan für das „schlechteste Drehbuch“….). Neben der Musik, die bereits im Film zu hören war, wurde das Musical für die deutschsprachige Adaption noch mit Songs wie „One moment in time“, „How will I know“ oder „I wanna dance with somebody“ ergänzt, im Grunde ist es also ein Whitney-Houston-Compilation-Musical mit einer sehr hohen Messlatte für die Darstellerinnen der Rachel Marron bzw. deren Schwester Nicki Marron – ein Abend für zwei starke Frauenstimmen, es gibt keine nennenswerten Ensembles oder Songs für die männliche Besetzung (mit Ausnahme der albernen Karaoke-Szene von Frank Farmer). AISATA BLACKMAN macht aus der Hauptrolle der Rachel Marron mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das Beste, musikalisch manchmal etwas wackelig – was aber absolut fehlt ist die glamouröse Attitude, damit man ihr den Weltstar, den sie verkörpert, abnimmt. JO WEIL ist ein konturloser und aalglatter, um nicht zu sagen ziemlich langweiliger Frank Farmer mit beschränkten Spielmöglichkeiten und wohl nur deshalb besetzt, weil er als ehemaliger „Verbotene Liebe“-Soap-Star marketingtechnisch sinnvoll ist. Einzig ANDREA DEL SOLAR überzeugt sowohl darstellerisch, als auch musikalisch als Nicki Marron, wenngleich ihr gespielter Exodus etwas übertrieben daher kommt. Leider steht und fällt diese Show mit der Hauptrolle und den Houston-Songs und so ist der Abend etwas tröge und langweilig und das Ensemble laviert sich durch die gestelzt-holprigen und bemüht wirkenden deutschen Dialoge. Mit Video-Einspielern und kurzen bedrohlichen Sequenzen des Stalkers (CHRISTOPHER NERIS) versucht man in dieser faden Handlung – neben der Lovestory – noch etwas Spannung zu erzeugen, macht den Abend aber nicht besser. Und immer wieder erstaunlich, wie offensichtlich schwierig es im deutschsprachigen Raum doch ist, eine Kinderrolle einigermassen qualitativ zu besetzen. Was die Engländer durchwegs hervorragend schaffen, ist hier leider bei Marrons Sohn Fletscher einmal mehr eine grenzwertige Wackelnummer. Natürlich (und damit tröstet man sich dann auch als Besucher) ist es wunderbar, all diese gut gealterten Achtziger-Jahre-Popmusik-Ohrwürmer von Whitney Houston in einem grossen Schnelldurchlauf präsentiert zu bekommen, abschliessend kann man aber eben nur feststellen, dass „Bodyguard – Das Musical“ eine Show ist, die es so nicht braucht. Das etwas ausgedünnte Parkett (aufgrund der vom BAG wegen des Corona-Virus limitierten Besucherzahl) feierte das Ensemble trotzdem mit den üblichen inflationären Standing Ovations…

Zuletzt besuchte Musicals:

„Les Miserables“ – Premiere Theater 11 Zürich am 23.02.2020

„The Book of Mormon“ – Premiere Theater 11 Zürich am 13.12.2019

„Everybody’s talking about Jamie“ – Apollo Theatre London am 03.04.2019

„Les Miserables“ – Queens Theatre London am 02.04.2019

„Follies“ – National Theatre London am 01.04.2019

„La Cage aux Folles“ – Theater Basel am 31.12.2018

„Sweeny Todd“ – Opernhaus Zürich am 21.12.2018

5 Kommentare

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