Lars Kepler – Der Hypnotiseur.

Kommissar Joona Linna ermittelt in seinem ersten Fall. „Der Hypnotiseur“ ist das äusserst erfolgreiche Debüt von Lars Kepler, dem Pseudonym der Eheleute Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril, erschien bereits 2009 (auf deutsch 2019 bei Bastei Lübbe) und wurde 2012 von Lasse Hallström für das internationale Kino verfilmt… – lohnen sich diese doch ziemlich umfangreichen 638 Seiten?

Als Krimi-Fan bin ich immer offen für Neuentdeckungen, vor allem wenn der Klappentext lockt und eine ganze Reihe in Planung ist bzw. bereits existiert. Bei der seit Jahren inflationären Flut an skandinavischen noirs bin ich jedoch eher vorsichtig, denn häufig hat man das Gefühl, Quantität geht vor Qualität, es geht nur um die Produktion von billigem und schnell produziertem Lesefutter.

Vor den Toren Stockholms wird an einem Sportplatz ein brutal ermordeter Mann entdeckt. Kurz darauf werden seine Frau und Tochter ebenso bestialisch getötet aufgefunden. Offenbar wollte der Täter die gesamte Familie auslöschen. Doch der Sohn überlebt schwer verletzt. Als Kommissar Joona Linna erfährt, dass es noch eine Schwester gibt, wird ihm klar, dass er sie unbedingt vor dem Mörder finden muss. Er setzt sich mit dem Arzt und Hypnotiseur Erik Maria Bark in Verbindung. Er soll den kaum ansprechbaren Jungen unter Hypnose verhören. Und Bark gelingt es tatsächlich, den Jungen zum Sprechen zu bringen. Was er dabei erfährt, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren … (Bastei Lübbe Verlag)

Seltsamerweise erfährt man in diesem Band relativ wenig über den Kommissar und dessen Arbeit, Mittelpunkt ist der „Hypnotiseur“ Erik Maria Bark und dessen Familie. Der Plot wird bis ins kleinste Detail breitgetreten, angereichert mit unendlichen Details und für den Handlungsverlauf unnötigen Erklärungen. Das ist ziemlich ermüdend und mehr als einmal ist man versucht, den Roman wegzulegen. Dennoch bleibt man dran, denn es wird Spannung aufgebaut und natürlich will man die Auflösung des Falles erleben. Irgendwann beginnt „Der Hypnotiseur“ dann doch zu langweilen, sich zu wiederholen und am Ende bleibt die definitive Feststellung, dass ich keinesfalls einen weiteren Roman aus dieser Reihe lesen möchte: zu viel Blablabla, zu eindimensionale Figuren und extrem konstruiert, nichts wirkt wirklich organisch, weder die Familie von Erik Maria Bark, noch alle weiteren Figuren in diesem Handlungsverlauf. Normalerweise gehe ich auf das Cover nie ein, aber hier fragt man sich schon, was dieser Wolf auf dem Einband mit der Handlung zu tun hat? Genau: Nichts! Erstaunlicherweise wurde dieser Krimi mehrfach gut besprochen und gerankt, ich kann das in keinster Weise nachvollziehen. Mein Fazit: sehr ermüdend, unbefriedigend, übertriebene Dramatik, keinesfalls eine Entdeckung, die man weiter verfolgen müsste.

„Der Hypnotiseur“ von Lars Kepler, 2019, Lübbe Verlag, ISBN: 978-3-404-17879-7 (Werbung)

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