Graphic Novel #1: „Faust“

Vom heutigen Buchmarkt nicht mehr wegzudenken und eine Erkundung wert – Graphic Novels. Es ist nun wirklich (auch für mich) an der Zeit, sich mit diesem Thema zu befassen. Wenn schon, denn schon – Ich starte gleich mit einem Werk der Welt-Literatur: Goethes „Faust I“ von Alexander Pavlenko und Jan Krauß…

Natürlich habe ich als Kind Comics geliebt, alles voran „Mickeys lustige Taschenbücher“, sämtliche „Tim und Struppi“-Abenteuer, „Lucky Luke“, „Asterix und Obelix“ oder die Abenteuer von „Isnogud“ im mittelalterlichen Bagdad. Die seit den Achtziger Jahren langsam boomenden Graphic Novels hingegen gingen an mir spurlos vorbei. Nun also das neu erwachte Interesse an diesen „Bildromanen“ in teilweise epischer, romanartiger Erzählform. Spannend! Auf meiner Liste stehen einige interessante Graphic Novels, die schon als „Klassiker“ in diesem Genre gelten. Ich starte jedoch mit einer Neuerscheinung der Edition Faust…

Alle Welt kennt Faust, der mit Mephisto einen teuflischen Pakt schliesst. Eine Tragödie – so spannend wie ein Thriller. Viele Zitate sind Teil unserer Umgangssprache geworden. Die Graphic Novel FAUST erschliesst Goethes zentrales und exemplarisches Meisterwerk mit meisterlich gezeichneten Szenen wie aus einem kühnen Historienfilm sowie sprachlich modernisiert auch heutigen Generationen. Sinnfällig visualisiert, wirbelt der Leser durch verschiedene Sphären, Milieus und Zeiten im Himmel wie auf Erden, trifft auf Menschen, Lehren, Götter, Geister, Hexen und Magie (Edition Faust)

Man mag es gar nicht weglegen – wunderbar ist diese Graphic Novel. Die Zweifarbigkeit kann man einfach nur schön finden, kann dies aber auch als die Dualität der Welt deuten – Gut und Böse. Lohnenswert ist es allemal, toll gezeichnet, packend, mitreissend.

Jan Krauß hat Goethes Klassiker sanft adaptiert, wichtige Zitate bleiben erhalten oder sind wiedererkennbar – dies ist leider nicht immer gut gelungen. „Das also verbirgt sich im Pudel: ein Scholastiker!…“ tut dem Leser wirklich weh! Natürlich kann und muss man bei einer Graphic Novel sich der heutigen Sprache etwas anpassen (…muss man das wirklich?), aber Zitate die jeder kennt und die so selbstverständlich in unseren Alltag übernommen wurden, kann man nicht derart vergewaltigen. Das ist schon etwas ärgerlich. Über den Plot selbst muss man kein Wort verlieren, der ist immer noch und immer wieder gut, damit musste sich wohl jeder während seiner Schulzeit auseinandersetzen. Eine tolle Geschenkidee oder für Lesefaule, die Lust auf einen echten Klassiker haben. Ein vollwertiger Ersatz für das Original ist es natürlich nicht…

„Faust“ von Alexander Pavlenko, eine Graphic Novel nach Goethes „Faust I“, adaptiert von Jan Krauß, Edition Faust, 2022, ISBN: ISBN 978-3-945400-78-4 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Verlag Edition Faust sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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6 Kommentare

  1. Alexander Carmele

    Oh weia. Das Zitat ist krass daneben gegangen. Ich finde die Graphic Novels oft gut als Zweitlektüre, um sich an die erste Lektüre zu erinnern. So geht es mir mit den Graphic Novels zu Prousts Recherche. Die Faust-Novel sind ästhetisch anspruchsvoll aus, aber diese Verwirrung rund um den Pudels Kern ist etwas arg 😀 Viele Grüße aus dem viel zu grauen Berlin!

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    1. arcimboldis_world

      Hallo aus dem grauen Zürich ins wohl immer noch graue Berlin (Berlin ist halt schon sehr im Osten…. – kann mich noch gut an meine Berliner Jahre erinnern.,…). Hier regnet es heute auch. Herbst. Ja, Du hast Recht, als Zweitlektüre, ein Original kann es natürlich nicht ersetzen, will das Genre wohl auch gar nicht, mir gefallen diese sehr künstlerischen Zeichnungen, Chapeau, auch wenn man dann zukünftig von Personen „ein Bild vor Augen hat“, das mag ich eigentlich nicht, mag auch eher keine literarischen Verfilmungen, mag lieber das in meinem Kopf entstandene Aussehen eines/einer Protagonisten/in. Und ja, diese „falschen“ Zitate finde ich wirklich grausam. Graue Grüsse aus Zürich. A.

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  2. Alex

    Von den wenigen von mir gelesenen Graphic Novels hat mir „Maus“ mit Abstand am besten gefallen, hauptsächlich, weil die zeichnerische Arbeit das Thema hervorragend mitträgt. Es wird kontrovers diskutiert, wobei ich mir nicht vorstellen kann, warum?

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    1. arcimboldis_world

      „Maus“ habe ich auch auf meinem Graphic-Novel-Stapel, viel davon gehört, wollte eigentlich damit beginne, aber dann kam der „Faust“ zuvor.. Da bin ich ja mal gespannt, wenn Du schreibst, „Maus“ wurde kontrovers diskutiert. Natürlich bin ich eher ein „Leser“, aber ich kann mir durchaus vorstellen, daran weiterhin Gefallen zu finden, herzlichst aus Zürich! A.

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