Er ist mit gerade einmal 329 m über dem Meeresspiegel einer der höchsten Berge der Bretagne: Ménez Hom. Von ihm blickt man nach Brest und die Bucht von Douarnenez und bei guter Sicht sogar bis zur Pointe Saint-Mathieu. Aber nicht nur das, um ihn ranken sich viele Mythen und Legenden…
Für mich als alten Opernliebhaber natürlich von Interesse: ganz in der Nähe soll der legendäre König Marke oder Marc’h (bretonisch für „Pferd“) oder Marc de Cornouaille begraben liegen. Offensichtlich ein Charakter sowohl in der keltischen Mythologie, als auch in der Artus-Legende und natürlich bestens bekannt durch „Tristan und Isolde“. Der Ursprung der Tristan-Legende lässt sich nicht eindeutig rekonstruieren, neben vielen Bearbeitungen sind wohl der Versroman „Tristan“ des mittelhochdeutschen Dichters Gottfried von Strassburg (13. Jahrhundert) und natürlich Wagners Libretto zur gleichnamigen Oper von 1859 die bekanntesten…
Man erzählt sich, dass der mächtige König namens Marc’h ein großer Krieger war, jedoch die Mädchen der Nachbarschaft zu gewissen Diensten zwang. Ebenfalls war er ein grosser Verehrer der heiligen Maria, für die er wohl sogar die erste Kapelle am Fuss des Berges bauen lies: Sainte-Marie-du-Ménez-Hom. Als er starb, wollte Gott ihn für seine Taten verdammen, Maria aber trat für ihn ein. Gott willigte ein, jedoch „müsse seine Seele im Grab bleiben, bis das Grab hoch genug ist, so dass er von der Spitze des Berges (mit dem vermeintlichen Grab) den Kirchturm der Kapelle sehen kann. Aber die Anhänger begruben ihn auf dem gegenüberliegenden Hang. Marke muss nun also so geduldig sein, bis Passanten so viele Steine auf sein Grab gelegt haben, bis er von dessen Spitze endlich den Kirchturm sehen und somit gerettet werden kann. Natürlich alles ein wenig an den Haaren herbei gezogen (wie immer bei diesen Geschichten), aber die Tatsache, dort oben einen Stein für König Marke abzulegen gefällt mir sehr gut. Und wurde auch in die Tat umgesetzt. Dieser Erlösungsgedanke hätte Wagner gefallen.




Unabhängig davon lohnt sich der Weg unbedingt, denn der Rundumblick auf der kahlen „Höhe“ ist wirklich umwerfend und der Besuch der Kapelle ebenso.


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