Gleich zwei interessante Ausstellungen gab es im Zürcher Haus Konstruktiv über den Sommer 2021 zu sehen – die erste grosse Retrospektive der ungarischen Künstlerin Dóra Maurer und zwei wundervolle Installationen des Berner Künstlers Zimoun. Beide Ausstellungen enden am Sonntag, 12. September.
Einmal mehr bespielt Kuratorin Sabine Schaschl die Räumlichkeiten in der Selnaustrasse äusserst spannend. Mehr als fünfzig Arbeiten gibt es von der mittlerweile 85jährigen Dóra Maurer zu sehen – Druckgrafiken, Filme, Fotografien und Malereien aus den Jahren 1970 – 2020: „Minimal Movements, Shifts“. Vor allem ihre geometrischen Malereien der Serie „Displacements“ mit ihren vielen Überlagerungen von Formen und Farben bleiben farbenfroh in den weissen Ausstellungsräumen in Erinnerung. Beim genaueren Betrachten einiger Werke realisiert man auch die vielen mathematischen Zahlenspiele und Kombinationen. Die Ausstellung ist überwiegend chronologisch geordnet und erstreckt sich thematisch über mehrere Etagen. Freilich sind die ein oder anderen Werke auch Geschmacksache, dem filmischen Schaffen konnte ich persönlich wenig abgewinnen.
Zimouns Arbeit hingegen brennt sich mit einer komplett anders gelagerten Energie ein in die Netzhaut des Betrachters und nicht nur dort, denn seine kinetischen Installationen klingen auch, bespielen mehrere Sinne. Gleich in der grossen Eingangshalle im Erdgeschoss sind es „295 prepared dc motors, 39 kg wood“, die sich am Boden und an sich selbst abarbeiten, gleichförmig, monoton und doch nicht langweilig. Je nach Blickwinkel hat man einen komplett anderen Eindruck. Die Installation wirkt auf mich beruhigend, anders hingegen die „825 cardboard boxes 35 x 32.5 x 32.5 cm“ die im Obergeschoss unruhig und zappelig sich gegenseitig aufreiben und gemeinsam ruckeln – „Es entstehen repetitive Kratz-, Reib- und Schabgeräusche, die in ihrer Fülle den Ausstellungsraum zu einem Klangkörper werden lassen“. Eine nervöse Stimmung liegt im Saal.

Beide Räume Zimouns wirken geordnet und doch chaotisch. Interesting – und ein schön-chaotischer Gegensatz zur doch sehr geordneten Kunst Dóra Maurers.
Dóra Maurer: „Minimal Movements, Shifts, 1970 – 2020“ / Zimoun „295 prepared dc-motors, 39 kg wood, 825 cardboard boxes, 35 x 32.5 x 32.5 cm“ im Haus Konstruktiv Zürich: www.hauskonstruktiv.ch
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Olafur Eliasson: «LIFE» – FONDATION BEYELER
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